Duisburg-Mündelheim. . Das Tambourkorps Rheinklang sucht neue Mitglieder. Die Piccoloquerflöte soll Jugendliche anziehen, die sich sonst kein Instrument leisten können.
Die Zeiten für Vereine werden schwieriger. Das gilt auch für das Mündelheimer Tambourkorps Rheinklang. Mit gerade einmal 19 aktiven Mitgliedern kann die Musikkapelle auf vielen Veranstaltungen wie Schützenfesten und St. Martinszug zwar immer noch für satten Sound sorgen, doch im Vergleich zu früher muss es mittlerweile die kleine Flöte spielen. Heißt: „Einige Veranstaltungen müssen wir absagen, weil wir die oft vertraglich geregelte Mannstärke von 20 Musikern und einem Dirigenten nicht einhalten können“, sagt Simon Giese vom Vorstand.
Die kleine Flöte ist das Stichwort für den Ausweg aus der Misere, den das Tambourkorps angeht. „Wir bieten ab sofort eine richtige Musikausbildung mit einem Profi-Lehrer für die Piccoloquerflöte an“, kündigt Giese an. Damit will das Korps vor allem bei Jugendlichen punkten, die gerne ein Musikinstrument lernen würden, aber es sich nicht leisten können.
Zwei Drittel der Ausbildung bezahlt der Verein
Für die Ausbildung lässt der Verein zwei Drittel, also 50 Euro im Monat springen, das weitere Drittel von 25 Euro muss der Schüler selbst berappen. „Der Beitrag wird auch deshalb erhoben, damit der Schüler bei der Stange bleibt und die Ausbildung ernst nimmt“, verrät Giese, der übrigens selbst seit 15 Jahren Piccoloquerflöte spielt – „da muss man nicht so viel schleppen“, preist der Musiker die Vorzüge scherzhaft an.
Bislang wurde den Musikanten des Korps von den erfahrenen Spielern intern eine einfache Notenschreibweise über Buchstaben und nach Gehör vermittelt. Künftig sollen die neuen Flötenspieler vom Notenblatt spielen, also auch Noten lesen können. Nützlich nicht nur für das Schulfach Musik. Bei den Eltern, glaubt Giese, dürfte die professionelle Ausbildung gut ankommen, „denn viele wollen, dass ihre Kinder für das Leben etwas lernen.“
Das Korps steht für Gemeinschaft, Musik, Tradition
So hofft das Tambourkorps Rheinklang auf deutlich mehr Zulauf. Denn die Werbung über Facebook, Flyer und Co. in den vergangenen Jahren hat kaum Neue gezogen. Früher sei es in Mündelheim und Serm normal gewesen, im Schützenverein oder in anderen Vereinen zu sein, dort waren oft die Familie und der Freundeskreis, erinnert sich Simon Giese, der vor zwölf Jahren ins Tambourkorps über einen Freund fand. „Komm’ doch mal mit, ist eine tolle Gemeinschaft“, hieß es damals. Auch heute ist er von dem Dreiklang Gemeinschaft – Musik – Tradition überzeugt, den das Korps Rheinklang vertritt.
Doch der einstige Selbstläufer stößt seit langem schon auf immer weniger Verständnis auch im Dorf, sogar Beschwerden wegen Ruhestörung gingen nunmehr ein, wenn die Schützen mit Kapelle durch die Straße ziehen, berichtet Giese. Unter Jugendlichen sorgen oft die Marschmusik und die Uniformen für hochgezogene Augenbrauen.
Große Veranstaltungen verlangen 20 Musiker – nicht 19
Dennoch ist der Mitgliederschwund kein Phänomen des Tambourkorps Rheinklang allein, sondern betrifft viele Vereine. Er sorgt nicht nur in der Gemeinschaft für ein Problem, sondern speziell hier auch in der Kasse. Die Mitgliedschaft beim Rheinklang kostet zwar nur 20 Euro im Jahr, mehr noch aber finanziert sich das Korps mit seinen Auftritten.
Nur: Die großen Veranstaltungen können die Mündelheimer längst nicht mehr alle machen. Dabei ist die Anfrage offenbar gerade groß, eben weil Musikkapellen inzwischen rar geworden sind. Und oftmals legt ein Vertrag fest, dass ein Korps aus 20 Musikern und einem Dirigenten bestehen muss. „Viele wissen natürlich, dass wir den guten Klang auch mit 19 Leuten bieten“, und so spielen Giese und die Rheinklänge immer noch außerhalb der festen Auftritte wie zum Volkstrauertag oder St. Martin in Mündelheim auf.