Duisburg-Huckingen. . Astrid Golla liebt ihren Beruf. Doch als MAV-Vorsitzende kritisiert die Anästhesieschwester mitunter die Arbeitsbedingungen in der Pflege.

Sie ist Krankenschwester mit Leib und Seele, liebt ihren Beruf auch nach 34 Jahren noch. Gleichzeitig ist Astrid Golla Vorsitzende der Mitarbeitervertretung (MAV) und kritisiert dort mitunter die Arbeitsbedingungen. „Das ist kein Widerspruch“, sagt die Anästhesie-Schwester und MAV-Vorsitzende am St. Anna-Krankenhaus.

Astrid Golla kennt jeden und grüßt jeden im Krankenhaus. Grüßen, das ist ihr wichtig. Es trägt ihrer Meinung nach zu einer freundlichen Grundstimmung bei, sei es gegenüber Patienten, Kollegen oder auch Besuchern.

Die Erfahrung an junge Kollegen, auch an Ärzte, weitergeben

Die 54-Jährige ist eine gestandene Schwester. 1985 hat sie am St. Anna ihre Ausbildung absolviert, hat sich später zur Intensiv- und Anästhesie-Schwester weitergebildet. Anders als viele Frauen, die nach ein paar Jahren aus dem anstrengenden Vollzeitjob in der Krankenpflege aussteigen, ist sie im Beruf geblieben. Hat also vieles gesehen und gelernt und kann ihre Erfahrung an junge Kollegen, auch an Ärzte, weitgeben.

Astrid Gollas Arbeitstag beginnt damit, Patienten und Geräte für die Narkose vorzubereiten. Als Anästhesie-Schwester hat sie zwar nur kurze Zeit Kontakt zu den Kranken. „Aber gerade vor einer OP ist es wichtig, die Leute in Empfang zu nehmen. Zu versuchen, ihnen ein bisschen die Angst zu nehmen“, sagt sie. Manchmal gelingt ihr das mit einem Scherz, ein anderes Mal mit Händchen halten.

Sie kann die Angst vor einer Operation gut nachvollziehen

Sie kann sich in die Menschen einfühlen, kann ihre Angst vor einer Operation gut nachvollziehen. Um den Patienten und auch den wartenden Angehörigen zu zeigen, wie es hinter der Tür „OP-Bereich, Zutritt verboten“ aussieht, hat sie eine Fotoserie angeregt. Auf den Fotos, die seit einiger Zeit im Krankenhaus-Flur hängen, kann jeder sehen, wie so ein Operationssaal von innen ausschaut.

Bevor der Patient auf den OP-Tisch kommt, kontrolliert Astrid Golla noch mal alles: Stimmt der Name überein, ist das richtige Knie markiert? Damit auf keinen Fall der falsche Patient am falschen Körperteil operiert wird. Sie überprüft auch, ob die Zähne festsitzen.

Als Jugendliche hat sie bereits die Oma gepflegt

Für bis zu zehn Narkosen am Tag ist sie zuständig. Bei großen Eingriffen sind es weniger. Die Ein- und Ausleitungsphase ist der wichtigste Teil. „Aber natürlich wird der Patient während der ganzen OP überwacht“, so Golla. Falls eine Operation länger als geplant dauern sollte, ist sicher gestellt, dass die Narkose entsprechend angepasst wird.

Als Jugendliche hat die Duisburgerin bereits ihre Oma gepflegt. Für sie stand schon damals fest, dass sie Krankenschwester werden wollte. Ambitionen, Medizin zu studieren und damit mehr Geld und soziale Anerkennung zu bekommen, hatte sie nie. „Ich bin an der richtigen Stelle“, versichert Astrid Golla.

Eine bessere Bezahlung und mehr Personal

Positiv sei, „dass die Pflege jetzt ihren Wert kennt“, sagt sie als Schwester und MAV-Frau. Qualifiziertes Pflegepersonal wird überall verzweifelt gesucht. „Die Pläne von Herrn Spahn hören sich gut an, in der Theorie jedenfalls“, sagt die Frau der Praxis dazu.

Der Gesundheitsminister fordert bekanntlich Untergrenzen bei den Pflegekräften – maximal zwei Patienten für eine Pflegekraft auf der Intensivstation, maximal zehn Patienten in der Unfallchirurgie. Doch diese Pflegekräfte müssen erst einmal gefunden werden. Eine bessere Bezahlung, mehr Personal, das wäre aus ihrer Sicht der richtige Weg, den Beruf attraktiver zu machen. Sie selbst sagt: „Ich würde das immer wieder machen.“ So, wie Astrid Golla es sagt, klingt’s glaubwürdig.

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Menschen, die alles für die Gesundheit tun

„Die Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“. Kein anderes Zitat von Arthur Schopenhauer, seines Zeichens Philosoph und Arzt, wird so oft herangezogen wie dieses. Jeder, der krank ist oder war, kann diesen Satz von Schopenhauer unterstreichen.

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Und jeder Patient ist heilfroh, dass es in seiner Nähe Menschen gibt, die sich p rofessionell mit der Gesundheit der anderen beschäftigen.

In einer neuen Serie stellen wir Menschen aus dem Gesundheitswesen vor, die dies im Duisburger Süden tun: Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten, die im Krankenhaus und ambulant in den Praxen versuchen, Geist und Körper zu heilen.