Duisburg-Süd. . Archäologen haben neues Wissen über die Vergangenheit des Duisburger Südens ausgegraben. Eine Erkenntnis: Im Mittelalter wurde hier geschmiedet.

Unter der Erde der südlichen Stadtteile befindet sich einiges an Geschichte. Manches davon kommt zutage, wenn bei Bauarbeiten die Archäologen hinzugerufen werden, um die zu erwartenden Funde zu dokumentieren. Dies sind die historischen Erkenntnisse, die das aktuelle Duisburger Jahrbuch der Archäologie beschreibt:

Ein Stollen am Rhein

Es ist der vielleicht ungewöhnlichste Fall des Jahres 2017: ein unterirdischer Stollen, der in Wanheim vom Rhein aus Richtung Franzosenweg führt. Ab 1830 wurden darin Baumstämme transportiert: Hinter Deich und Straße lag ein Sägewerk. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Stollen zu einem Luftschutzbunker ausgebaut. Nach dem Krieg lagerte der Wanheimer Kanuclub seine Boote in dem Stollen. Als das Bootshaus neu gestaltet wurde, wurde ein Teil des Stollens verfüllt. Heute ist er Stollen bis auf ein 30 Meter langes Stück eingebrochen und verfüllt. Sein einstiger Ausstieg liegt inzwischen in einer Grünanlage. Bekannt war der Stollen schon länger, nun wurde er dokumentiert.

Funde an St. George’s School

Eine vorgeschichtliche Siedlung vermutlich aus der Eisenzeit muss es einmal in unmittelbarer Nähe der heutigen St. George’s School gegeben haben. Das legen zahlreiche verstreute Keramikfunde nahe, die während der archäologischen Baubegleitung der Turnhalle gemacht wurden.

Ein Keller aus dem Mittelalter

Eine Kelleranlage aus dem 14. bis 15. Jahrhundert haben die Archäologen entdeckt, als sie Bauarbeiten an einem Autohaus an der Düsseldorfer Landstraße begleiteten. Ein Bagger hatte das Gewölbe aufgerissen. Es misst drei mal vier Meter und wurde komplett aus handgestrichenen Ziegeln hergestellt. Die Archäologen fanden ein Tonnengewölbe sowie Wandnischen mit Spitzgiebeln. Die Untere Denkmalbehörde ordnete an, die Mauern mit den Gewölbeansetzen zu erhalten. Der Keller wurde verfüllt.

Reste des Halmeshofes

Ins Mittelalter führte die Archäologen auch eine Untersuchung nahe des Steinhofs. Aus dieser Zeit fanden sie Siedlungsspuren: Keramik – wenn auch schlecht erhalten –, Brandlehm und Holzkohle. Die Vermutung: Es handelt sich wohl um die Reste einer hochmittelalterlichen Hofstelle.

Erkenntnisse aus der Stadtarchäologie

Unter dem Titel „Dispargum“ erscheinen seit 2017 jeweils im Dezember die Jahresberichte der Duisburger Stadtarchäologie.

Sie fassen jeweils die Erkenntnisse des Vorjahres zusammen. Dispargum Band 2, der Ende 2018 erschien, bezieht sich also auf die Funde des Jahres 2017.

Zum Weiterlesen: Band 2 der Dispargum-Reihe umfasst knapp 250 Seiten, kostet 35 € und ist unter der ISBN 978-3-946387-16-9 im Buchhandel zu bestellen.

Außerdem entdeckten die Fachleute Überbleibsel des niedergegangenen Halmeshofes – oder auch Halfmannshof – aus dem 17. bis 19. Jahrhundert: einen Ziegelkeller, der mindestens von 1830 datiert, und Spuren eines Natursteinpflasters aus dem 18. bis 19. Jahrhundert. In einer Abfallgrube fanden sich dort entsorgte Schweineknochen aus derselben Zeit; in zwei Gruben wurden offenbar zwei Rinder verscharrt, die vermutlich an einer Krankheit oder Seuche starben. Ein Pfeifenkopf und kleine Bruchstücke von Keramik aus dem 19. Jahrhundert runden die Funde des Halmeshofes ab.

Handwerk und Siedlung

1000 Jahre Siedlungs- und Hofgeschichte erwartete die Archäologen bei einer Baubegleitung an der Sermer Dorfstraße. „Die Hofstelle“, so schreiben sie im aktuellen Dispargum-Band, dürfte „bis in das Hochmittelalter reichen sowie mit der Gründung des Dorfes Serm in Zusammenhang stehen.“ Die Funde legten „eine etwa eintausend Jahre andauernde Nutzung des untersuchten Areals als Hof- beziehungsweise Siedlungsstelle nahe.“

Besonders bemerkenswert finden die Forscher Keramik- und Steinmaterial aus der Bronzezeit, das sie in zwei Gruben fanden. Die Kiesel darunter interpretieren sie als Kochsteine oder Reste von Herdstellenpflasterung. Gekocht wurde nahebei; in den beiden Gruben landete wohl der Abfall.

Auch Handwerk wurde hier betrieben: Vor Ort wurde „sehr wahrscheinlich“ Keramik hergestellt; Schlackebrocken und ein Eisenfund deuten außerdem auf mittelalterliche Schmiedearbeiten hin.

Die einstige Hofanlage ist heute nur noch in Resten erhalten.