Duisburg-Huckingen. . Jeder Patient wird im Duisburger St. Anna Krankenhaus auf multiresistente Keime getestet. Durch Vorsorge soll die Ausbreitung reduziert werden.
Uwe Großheim muss unser Gespräch unterbrechen. Sein Telefon klingelt. Es geht um zwei Patienten mit Brech-Durchfall, die isoliert werden müssen. Die Station fragt, ob man die beiden zusammen in ein Zimmer legen kann. „Auf keinen Fall“,sagt Großheim. „Wir müssen erst klären, ob es sich um den gleichen Erreger handelt“. Als Hygiene-Fachkraft am Sankt Anna Krankenhaus hat Uwe Großheim jede Menge zu tun. Nicht nur, weil gerade Hochsaison für das Noro-Virus ist. Hygiene ist in einem Haus, in dem kranke Menschen behandelt werden, immer von enormer Bedeutung.
Neben Fachleuten wie Uwe Großheim, der sich ausschließlich um Hygiene-Fragen kümmern, sind im St. Anna zehn Ärzte und 24 Pflegekräfte nach speziellen Weiterbildungen damit befasst. Durch gezielte Verbesserungen konnte verhindert werden, dass sich der MRSA-Keim weiter ausbreitet. Dieser multiresistente Keim birgt besonders für Schwerkranke, die schon lange mit Antibiotika behandelt werden, ein hohes Risiko.
Weitere Ausbreitung durch strenge Hygiene eingedämmt
Seit geraumer Zeit geistert der multiresistente MRSA als „Krankenhaus-Keim“ durch die Medien. „Das führt auf eine falsche Fährte“, stellt Dr. Rainer Sadra, Ärztlicher Direktor des St. Anna Krankenhauses, klar. „95 Prozent der Patienten sind Träger des MRSA-Keims. Sie kommen mit diesem Keim. Es ist nicht so, dass sie sich MRSA erst im Krankenhaus einfangen“.
Träger des Keims zu sein, ist erst einmal kein Problem. Kritisch wird es, wenn die MRSA-Bakterien über Wunden in den Körper gelangen und eine Infektion ausbricht. Und da MRSA-Keime gegen viele Antibiotika unempfindlich (multiresistent) sind, kann die Erkrankung einen schweren Verlauf nehmen.
Nach fünf Tagen wird kontrolliert
Das Krankenhaus führt seit geraumer Zeit auf freiwilliger Basis bei jedem Patienten ein MRSA-Screening durch. Bevor jemand operiert wird, prüft man mit einem einfachen Abstrich im Mundraum, ob der Patient Träger des Keims ist. Wird MRSA nachgewiesen, muss der Patient zu Hause fünf Tage lang eine spezielle Salbe, Mundspülung und Waschlotion anwenden. Das geht natürlich nur bei geplanten Operationen, etwa dem Einsatz einer neuen Hüfte, eines neuen Knies, nicht bei Notfällen.
Nach fünf Tagen wird nochmals mehrfach kontrolliert, ob der MRSA-Keim verschwunden ist. Erst dann wird operiert. „Diese Methode kostet Geld und macht die Planung der Operationen schwieriger. Aber sie dient dem Wohl der Patienten, gibt ihm Sicherheit“, erläutert Sadra.
Enormer Mehraufwand
Wird MRSA rechtzeitig erkannt und behandelt, bleibt dem Patienten und dem Krankenhaus-Personal die Isolierung erspart. Für einen Patienten ist die Isolierung psychisch belastend. Für Pfleger und Ärzte bedeutet es einen enormen Mehraufwand, jedes Mal vor dem Betreten des Zimmers eine komplette Schutzkleidung anzulegen. Im Schnitt müssen zehn bis 20 Kranke isoliert werden.
Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass das Desinfizieren der Hände entscheidend ist, um die Übertragung von Keimen zu verhindern. „Man muss die Desinfektions-Stationen schon hartnäckig ignorieren, um sie nicht zu benutzen“, sagt Dr. Sadra.
OP-Bestecke werden regelmäßig kontrolliert
Die Spender mit dem Desinfektionsmittel stehen überall – an der Eingangspforte, vor den Aufzügen, am Eingang zu den Stationen und auf den Fluren. Übrigens: Wer fürchtet, sich seine Haut mit dem Desinfektionsmittel zu ruinieren, kann beruhigt sein. „Wasser ist viel schlechter. Das macht die Haut auf Dauer rissig“, weiß Uwe Großheim.
Eine weitere Quelle von Infektionen können OP-Bestecke sein, die nicht hundertprozentig sterilisiert wurden. „Das wird regelmäßig kontrolliert“, so Großheim. Etwa durch Mitarbeiter der Bezirksregierung. Werden Mängel festgestellt, kann die Bezirksregierung die Sterilisationstation stilllegen.
In einem solchen Fall könnte nicht mehr operiert werden, was ein Fiasko für Patienten und ein immenser wirtschaftlicher Schaden fürs Haus wäre. Dr. Rainer Sadra: „Es versteht sich von selbst, dass wir da äußerst sorgfältig arbeiten“.
>>>Verschluss-System bei Kathetern gewechselt
Das Malteser Krankenhaus St. Anna setzt auch bei den intravenösen Kathetern an, um das Infektionsrisiko weiter zu senken. Deshalb wurde das Verschluss-System, wenn man den Tropf des Patienten zwischenzeitlich zum Stillstand bringen will, umgestellt.
Das Ergebnis des ausführlichen MRSA-Screenings liegt nach 24 Stunden vor. Diese Methode wird bei geplanten Operationen angewandt. Wenn die Zeit drängt, können die Mitarbeiter des Krankenhauses auch einen Schnelltest durchführen.