Duisburg-Bissingheim. . Betriebe schmeißen oft noch gute Lebensmittel weg. Damit diese Waren nicht im Müll laden, gibt es die Foodsharing-Initiative

Mit noch leeren Einkaufskörben, Taschen und Boxen warten die Leute an der St. Raphael Kirche. An der Treppe in den Keller hängt ein Schild. „Foodsharing“- Essen teilen - ist darauf geschrieben.

Jede Woche kümmert sich Bianca Werner-Echterbroch um die kostenlose Essensausgabe von den verschiedensten Lebensmittel. Dabei geht es nicht wie bei der Tafel um die Verteilung von Essen an Bedürftige, sondern darum, dass keine Lebensmittel weggeworfen werden. Die Lebensmittel haben teilweise ihr Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten oder sind einfach nicht mehr gewollt in den Betrieben. Dort würden sie in den Müll kommen. Um das zu vermeiden, organisiert die Bissingheimerin die Verteilung der Lebensmittel, die teilweise einfach nur wegmüssen, weil es zu viele im Geschäft gibt. So setzt sich ein bunten Angebot zusammen, was niemals genau gleich ist.

Projekt wird gut angenommen

Der Start des Projektes in Bissingheim ist eher aus einem Zufall heraus entstanden. Anfang des Jahres hatte Werner-Echterbroch zu viele Berliner vom Bäcker übrig und verteilte diese. Sie stieß auf viel Begeisterung und bracht das Foodsharing nach Bissingheim. Und das Projekt läuft gut.

So bald es los geht, strömen die Leute in den Keller. Werner-Echterbroch ist stolz darauf, dass es so gut funktioniert. „Es wird sehr positiv aufgenommen.“
Kuchen und Brot werden in Dosen gepackt, die Taschen gefüllt mit Äpfeln, Bohnen oder Keksen. Kinder schlängeln sich zwischen den Erwachsenen durch, um an die Süßigkeiten zu kommen.

„Es ist so eine Verschwendung, sie einfach wegzuwerfen“

Elena Nrimba ist mit ihren zwei Töchtern aus Mülheim gekommen. „Die Lebensmittel sind wirklich noch super. Es ist so eine Verschwendung, sie einfach wegzuwerfen.“ Die drei tragen ein Box voller Obst und Gemüse aus dem Keller.

„Jeder kann hier so viel nehmen, wie er möchte.“ Nur fair sollte es dabei bleiben, aber das sind die Bissingheimer. Drängeln oder Schubsen gibt es nicht. Es wird über die Lebensmittel geredet und was man daraus machen könnte. Bei 17 Kisten Avocado kommen Ideen wie Avocadosalat oder Guacamole gut an. Am Ende verlässt jeder mit vollen Taschen den Keller.

Verteilung gibt es zwei Mal wöchentlich in Bissingheim

Werner-Echterbroch freut sich, wenn die Leute so viel mitnehmen. „Was leer ist, ist leer!“ Das Übriggebliebene lädt sie wieder in ihr Auto und bringt es nach Mülheim oder zur Uni, damit es dort verteilt werden kann.

Zwei Mal wöchentlich findet das Foodsharing in Bissingheim statt. Jeden Mittwoch und Freitag von 17 Uhr bis 17.30 Uhr ist der Keller an der Kirche geöffnet. Und jeder ist eingeladen, sich dort zu bedienen.

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Ehrenamtlich gegen Verschwendung

Die Initiative „Foodsharing“ richtet sich vor allem gegen die Lebensmittelverschwendung. Ungewollte und überproduzierte Waren werden aus Geschäften geholt und kostenlos zur Verfügung gestellt. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter, auch „Foodsaver“ genannt, kümmern sich um die Abholung und die Verteilungen der Waren.

Den Name „Foodsaver“, also Lebensmittelretter, erklärt Silvia Schrauben: „Wir retten die Lebensmittel vor der Mülltonne, in die sie nicht gehören.“ Denn die Lebensmittel sind meist noch gut und essbar, in den Müll gehören sie nur wegen einem Überangebot noch lange nicht.

2012 startete die „foodsharing“ Initiative in Berlin. In zwischen gibt es sie nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern.

Über 200.000 Foodsaver sind registriert, 4 754 Betriebe arbeiten mit ihnen zusammen und stellen Lebensmittel zur Verfügung. So konnten bereits 17.461.051 Kilo Lebensmittel vor dem Müll gerettet.

Aber nicht nur das direkte Lebensmittelretten ist der Initiative wichtig. Sie setzt sich auch für den Wegwerfstopp und gegen den Verpackungswahnsinn der Supermärkte ein. Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.foodsharing.de.