Duisburg-Serm. . Weißkohl satt beim Sermer Kappes Markt. Deftiges Traditionsgericht ging weg wie warme Semmeln. Lokalprominenz stand hinterm Marktstand
Irgendwie ist in Serm immer auch ein Stück weit Karneval. „Viva Colonia“ dröhnte es aus den Lautsprechern rund um die Herz-Jesu-Kirche. Dabei stand diesmal nicht der Prinz im Mittelpunkt, sondern der „Kappes“.
Alle zwei Jahre huldigen die Sermer dem Weißkohl. Das geschieht im Rahmen des „Sermer Kappesmarktes“, der am Samstag zum 19. Mal stattfand. Mit dabei sind die Sermer Vereine und Gruppierungen, die mit verschiedenen Ständen und Aktionen das Dorffest mitgestalten, wie Organisator Ulrich Mertens vom Förderverein Herz-Jesu erläuterte.
Die Bauern bauen nach wie vor verschiedene Kohlsorten an
Der im Süden gängige Begriff „Kappes Serm“ hat immer noch seine Berechtigung. „Unsere Landwirte bauen nach wie vor verschiedene Kohlsorten an“, bestätigte Mertens. Er erinnert sich, dass das Sermer Nationalgericht „Kappes mit Keene“ in seiner Jugendzeit häufig auf dem Speiseplan stand: „Das war oft so in den Wintermonaten, was auf den Tisch kam, richtete sich nach den Jahreszeiten.“
Dass diese Spezialität auch heute noch beliebt ist, bewies die lange Schlange am Kappes-Stand. „Kappes und Keene-Sternekoch“-Arno Gilgen hatte alle Hände voll zu tun, um die Nachfrage zu befriedigen. Was über den Tresen ging, sah aber auch lecker aus. „Das herzhafte Gericht setzt sich aus Sauerkraut und weißen Bohnen zusammen, wird mit Zwiebeln verfeinert und mit Kartoffelbrei serviert. Dazu gibt es wahlweise Kassler oder Mettwurst“, verriet Gilgen sein Spezial-Rezept.
Mit Prinz und Schützenkönig feiern natürlich mit
Die Großenbaumer Sieglinde Jurack und ihr Mann Siegfried kommen jedes Mal zum Kappesmarkt: „Das lassen wir uns nicht entgehen, das schmeckt einfach fantastisch.“ Petra Szymanowski und Franz Wans hatten sogar aus Wehofen den Weg in den Süden Duisburgs gefunden: „Wir sind zum ersten Mal hier. Der Kappes schmeckt ausgezeichnet.“
Wer mochte, konnte auch noch frisches Gemüse aus Serm mit nach Hause nehmen. Beim „Prominenten-Verkauf“ standen unter anderem Ratsherr Thomas Susen (CDU) und Bezirksbürgermeister Volker Haasper (SPD) hinter dem Marktstand. Dass auch der Sermer Schützenkönig Kevin Bar und der amtierende Karnevalsprinz Markus Ermers Kappes und Gurken verkauften, gehört in Serm einfach dazu.
Fleischermeister Heinz Gödden hat den Kappesmarkt Ende der 70er Jahre erfunden. Es begann mit zwei Gulaschkanonen auf dem Sermer Sportplatz. Fast so schnell wie die Bevölkerung Serms wuchs die Beliebtheit des Marktes: In den 70er Jahren hatte Serm noch rund 500, heute schon mehr als 3000 Bewohner.
<<
Alle zwei Jahre zur Erntezeit
Alle zwei Jahre zur Erntezeit steht das Dorf ganz im Zeichen des Kappesmarktes. Der Markt fand in diesem Jahr zum 19. Mal statt.
Der Reinerlös wird anteilig an die Sermer Vereine und beteiligten Gruppen weitergegeben. Dazu gehört auch die Grundschule, deren Erstklässler ebenfalls mit einem Stand vertreten waren.
Im Schnitt bleiben 3000 Euro übrig. Der Förderverein spendiert Dinge, die fehlen: Spielgeräte, Sand, eine Rutsche oder eine Trommel für den Tambourkorps