Duisburg-Wanheim. . Layla Acar ist seit zehn Jahren Leiterin des Jugendzentrums Angertaler Straße in Wanheim. Die Arbeit dort ist für sie ein Geschenk.

Im Jahr 2015 kamen 3973 Flüchtlinge nach Duisburg. Sie waren aus Krisengebieten wie Syrien, Irak und Afghanistan geflohen und mit dem Wunsch nach Sicherheit in unsere Stadt gekommen. Etwa 200 geflüchtete Kinder besuchten plötzlich das Jugendzentrum Angertaler Straße in Wanheim und stellten die Leiterin Layla Acar vor neue Herausforderungen. Mitarbeiterin Sarah Schröer López hat mit ihr drei Jahre nach der „Flüchtlingskrise“ darüber gesprochen, ob die Integration geglückt ist.

Etwa 100 Kinder waren 2015 im Jugendzentrum Angertaler Straße. Dann kamen 200 Flüchtlingskinder dazu. Frau Acar, wie war das für Sie, mit so vielen Kindern konfrontiert zu werden, die Ihre Sprache nicht sprechen?

Ganz schwierig. Sprache ist alles. Am Angang haben die Kinder Regeln verletzt und wir konnten denen das aber nicht erklären. Das war das Schwierigste.

Es gab viele Vorurteile bei den einheimischen Kindern

Wie sind die anderen Kinder mit der neuen Situation klargekommen?

Teilweise waren da schon Vorurteile, zum Beispiel, dass die Flüchtlingskinder laut sind oder viel schlagen. Und wir hatten nicht mehr so viel Zeit für die einheimischen Kinder. Die waren vorher im Mittelpunkt und dann plötzlich nicht mehr. Wir haben ja viel Zeit für die Flüchtlingskinder gebraucht wegen der Sprachprobleme. Wir haben dann viele einheimische Kinder verloren, was ich sehr schade finde. Mittlerweile sind es etwa 80 Prozent Flüchtlingskinder im Jugendzentrum.

Wie sind Sie mit den Flüchtlingskindern umgegangen, die dann plötzlich im Mittelpunkt standen?

Wir haben uns überlegt: Diese Kinder, die kommen aus dem Krieg. Die haben vielleicht einen Elternteil verloren und Freunde hinter sich gelassen. Die waren teilweise sehr lange unterwegs und kommen mit einem großen Paket Trauer hierhin. Deshalb haben wir uns Gedanken gemacht: Was können wir für die Kinder machen?

Und was haben Sie gemacht?

Wir haben erst einmal einen Entspannungsraum für die Kids eingerichtet. Da haben wir zum Beispiel Geschichten vorgelesen. Dann haben wir jeden Tag mit den Kindern gekocht. Außerdem haben wir unsere Stadt gezeigt, wir waren im Zoo und im Landschaftspark Nord. Und wir haben den Kindern deutsche Traditionen erklärt und Karneval gefeiert. 2017 sind sie erst in die Schule gekommen. 2016 waren die Kinder noch die ganze Zeit bei uns. Wir haben dann Sprachbücher und Bilderbücher gekauft, um ihnen spielerisch Deutsch beizubringen.

Die Kinder sind integriert

Haben Sie in der ganzen Zeit auch mal gedacht, dass Ihnen die Arbeit zu viel wird?

Stress war da. Ich habe auch mal gedacht: Mein Gott, ich kann nicht mehr. Aber es war nie so, dass ich meinen Job aufgeben wollte. Das war positiver Stress. Ich war zwar gestresst, aber trotzdem habe ich mich jeden Tag auf die Kinder gefreut. Die Kinder sind auch so dankbar. Da kommt so viel zurück.

Welches Fazit ziehen Sie jetzt gut drei Jahre später? Sind die Kinder integriert?

Auf jeden Fall. Wenn sie deutsch sprechen, denkt man, die leben schon zehn Jahre hier. Die Kinder haben hier bei uns ein Stück Zuhause gefunden und ich bin fest davon überzeugt, dass wir sehr viel dazu beigetragen gaben. Damals waren das Flüchtlingskinder. Und jetzt sind die in Vereinen, gehen in die Schule und machen Hausaufgaben. Sie sind soweit integriert, es gibt da keine Unterschiede zu den anderen Kindern. Für mich sind das keine Flüchtlingskinder mehr.

Was bringt Sie dazu, soviel Leidenschaft in den Job zu stecken?

Als Leitung habe ich zwei Ziele. Einmal möchte ich, dass Kinder eine gute Kindheit haben. Denn das bleibt denen für immer. Dafür schaffe ich gerne Gelder ran und fahre mit den Kindern überall hin. Wir wissen nicht, was die Kinder zuhause erleben, aber wenn sie einen Ort haben, an dem sie geliebt werden, dann ist das viel wert. Und wir geben diese Liebe gerne. Und das andere ist: Die Kinder sollen eine bessere Zukunft haben. Deshalb machen wir Hausaufgabenhilfe, Sprachförderung. Für mich ist das hier keine Arbeitsstelle, sondern ein Geschenk.