Duisburg-Buchholz. . Im BG Klinikum stand ein Geschichtsunterricht der besonderen Art mit dem Kabarettisten Jochen Malmsheimer auf dem Programm
Am Mittwochabend stand im BG Klinikum bei der Klinikkultur in Buchholz ein Geschichtsunterricht der besonderen Art auf dem Programm. Jochen Malmsheimer war mit seinem aktuellen Programm „2 Füße für ein Halleluja“ zu Gast.
Das allgemeine Stimmungstief, dass die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft noch am Nachmittag verursacht hatte, verwandelte sich zum Glück recht schnell ins Gegenteil. Malmsheimer, der vom Jazz-Musiker und Pianisten Uwe Rössler musikalisch begleitet wurde, zeigte sich als scharfzüngiger und wortgewaltiger Satiriker, der Heinrich IV. und seinen berühmten „Gang nach Canossa“ zum Thema machte.
Geschichtskenntnisse waren von Vorteil
So ganz ohne Geschichtskenntnisse dürfte es schwierig gewesen sein, dem Programm zu folgen, wer die aber mitbrachte, erlebte einen hochvergnüglichen Abend. Malmsheimer nahm den fiktiven Fund alter Dokumente, auf denen offensichtlich nur die Initialen „HIV“ zu entziffern waren, zum Anlass, nicht nur das Leben rund um den jungen Salierkönig (Heinrich wurde im Alter von 6 Jahren gekrönt) zu beschreiben, sondern auch das Mittelalter auf seine ganz spezielle Art darzustellen.
Das „Tagebuch“ sei von Spezialisten zertifiziert worden, an seiner Echtheit bestünden keine Zweifel, erläuterte der Kabarettist verschmitzt. Zu Rate gezogen habe man ein bekanntes Hamburger Nachrichtenmagazin, deswegen könne man absolut sicher sein. Damit wies er natürlich auf das Desaster rund um die angeblichen Hitler-Tagebücher hin.
Eine ganz eigene Interpretation
Aus den „Tagebüchern“ Heinrichs erfuhr man, dass es für den „Kinderkönig“ gar nicht so einfach war, seine Position zu behaupten: „Alle nennen mich König, nur Mutter sagt immer Heini zu mir.“ Die Frage, wie man eigentlich König wird, beantwortete er selbst: „Am besten ist, wenn der Vater auch schon einer war.“ Und dass es tagein tagaus nur Grütze gab (“nur Weihnachten waren da zwei Rosinen drin“) gefiel dem jungen Herrscher genauso wenig wie die bedächtige Art seiner sächsischen Untertanen („Die haben die Völkerwanderung verpasst, weil die ihnen zu schnell ging“).
Als sich Heinrich mit den deutschen Fürsten und Bischöfen, die sich mit Papst Gregor verbündet hatten, anlegte („Die ganze Papsterei ist doch ein ausgemachter Irrsinn“) wurde es dann doch eng für Heinrich, wie seine Tagebucheinträge bestätigten. Ein Bußgang quer über die Alpen bis zur Burg Canossa war seine letzte Option, um Job und Königswürde zu behalten. Seiner Frau sagte er, er wolle nach Florenz „wegen der Altstadt und um dort Schuhe zu kaufen“. Beschwerlich war es wohl auch, ein Navi war nicht zur Hand („Bis Dienstag geradeaus und dann links“) und das kalte Wetter tat auch sein übriges. Heinrich schrieb dazu in seinem Tagebuch: „Der Wind heulte und die Frau auch.“
Malmsheimers Tagebuch-Satire ist schon eine sehr spezielle Art der Interpretation, aber höchst intelligent und absolut amüsant.