Duisburg-Hüttenheim. . An der bilingualen Grundschule in Hüttenheim nehmen derzeit sechs Kinder am Drehtürmodell teil. Besondere Begabungen werden individuell gefördert
David mag Mathe. In kürzester Zeit löst er verschiedene Rechenmauern aus bunten Duplo-Steinen. David ist erst fünf Jahre alt und geht schon seit Ende August in die erste Klasse der bilingualen Sternenschule in Hüttenheim.
Der Erstklässler ist einer von derzeit sechs Schülern, die an der privaten Grundschule am sogenannten Drehtürmodell teilnehmen. Die Grundlage des Konzeptes ist es, dass besonders begabte, leistungsstarke Schüler individuell gefördert werden. Sie bekommen eigene Aufgaben, haben die Möglichkeit, ihre Klasse stundenweise zu verlassen, um zum Beispiel den Unterricht in höheren Klassen zu besuchen, oder aber an eigenen Projekten zu arbeiten.
Schüler bekommen individuell ausgearbeitete Aufgaben
„Das alles wird individuell auf das jeweilige Kind zugeschnitten“, erklärt Anja Johannknecht, Schulleiterin der Sternenschule. Seit 2014 ist sie an der Sternenschule, seit 2015 ist das Drehtürmodell in Hüttenheim etabliert, 2016 folgte die Teilnahme am Modell Zukunftsschule NRW. „Wir stecken aber noch immer in den Kinderschuhen“, sagt Anja Johannknecht. „Wir entwickeln uns mit jedem Kind und jeder individuellen Begabung ein Stück weiter.“
So ist ein Schüler der Sternenschule „ein wandelndes Naturlexikon“. „Der Junge kennt sich mit sämtlichen Tieren aus, dafür fehlt es in anderen Bereichen“, sagt Nicole Schlangen, Lerntherapeutin im Kollegium der Sternenschule. „Den Jungen bekommt man halt mit Texten über die verschiedenen Formen der Nacktschnecke ans ungeliebte Lesen.“
Das Landfermann-Gymnasium und die Sternenschule sind die ersten Schulen in Duisburg, die ihre begabten Schüler gezielt nach dem Drehtürmodell fördern. Aber nicht nur die Förderung sondern vor allem die Diagnostik einer besonderen Begabung ist nicht immer einfach. „Wir führen gezielte Lernstandskontrollen mit speziellen PC-Programmen durch“, sagt Nicole Schlangen. „In den seltensten Fällen sind die hochbegabten Kinder nämlich klassische Einserschüler oder die sozial Auffälligen. Das wird ja auch oft vermutet.“ Vielmehr deuten kleinere Hinweise, wie das gezielte Suchen nach älteren Gesprächspartnern über spezielle Themen, auf eine mögliche Hochbegabung hin.
Nur 20 Kinder pro Klasse
„An unserer Schule haben wir natürlich den Vorteil, dass wir in den Klassen maximal 20 Schüler haben und so in allen Bereichen der Förderung viel Zeit in jedes einzelne Kind investieren können“, sagt Anja Johannknecht. So begleiten immer mehrere Kinder die Lerntherapeutin Nicole Schlangen in die Lernwerkstatt, bekommen aber individuelle Aufgaben, je nach Leistungsstand.
„Wir hatten vor kurzen einen Schüler, der schon mit acht Jahren ans Landfermann-Gymnasium gewechselt ist“, sagt Johannknecht. Am Anfang sei der Junge nur für den Mathe-Unterricht ans Gymnasium gefahren worden, nach einer Weile hat er dann ganz gewechselt. „Der Übergang klappt natürlich nur, wenn beide Schulen mitspielen und zusammen arbeiten“, so die Schulleiterin. „Durch Tipps vom Landfermann achten wir jetzt zum Beispiel auch darauf, dass unserer Mathestunden häufig parallel in den verschiedenen Klassen liegen.“ So können die Schüler ohne Probleme aus ihrer Klasse raus und am Unterricht in höheren Klassen teilnehmen, ohne anderen Stoff zu verpassen.
Wichtig im Bereich der Förderung von besonders begabten Kindern ist für die Schulleiterin auch das Umfeld außerhalb der Schule. „Durch unsere Erfahrungen können wir den Eltern auch den Kontakt mit anderen hochbegabten Kindern und deren Eltern vermitteln. Oft ist so ein Austausch sehr hilfreich. Für Eltern und Kind.“