Duisburg-Mündelheim. . Die Vögel fürs Mündelheimer Schützenfest sägt und bemalt Jürgen Bauer. Seine Vögel kontrolliert die Polizei. Denn ein Astloch wäre gefährlich.
Der deutsche Beamtengeist hat mittlerweile auch die Schützenvereine erreicht. Beziehungsweise die Vögel, die beim Schützenfest von der Stange geschossen werden. „Das Holz darf nicht dicker sein als vier Zentimeter, und astfrei sollte es sein, sonst kommen die Kugeln zurück. Die Polizei überprüft das“, erklärt Jürgen Bauer, und der Mann muss es wissen. Seit mittlerweile 15 Jahren sägt und bemalt er die Vögel für den Mündelheimer Schützenverein, außerdem ist er seit 44 Jahren Mitglied, gut 40 davon als Offizier.
Fällt der Vogel von der Stange, steht der Schützenkönig fest
„Ich bin gelernter Schreiner, der handwerkliche Teil ist also Routine für mich“, erzählt Bauer, und beim Bemalen könne er sich hervorragend entspannen, „andere gehen dafür Angeln.“ Kopf und Flügel muss Jürgen Bauer nach dem Sägen auf den Rumpf stecken, erst wenn die abgeschossen sind, kann der Körper und damit der Vogel fallen. „Ich wollte das ein bisschen anders machen als die übliche, geschraubte Variante, deswegen sind meine Vögel auch wirklich auf Stangen montiert. Dann fallen sie richtig schön herunter, und es gibt keine Diskussionen, wer denn jetzt Schützenkönig ist.“ Neben dem Königs- und Prinzenvogel baut Jürgen Bauer auch die Vögel für das Gäste- und das Pokalschießen – und einen Ersatzvogel, „man weiß ja nie.“
Das Holz: nur Tanne und Fichte – und das astrein
Materialien sind nur die besten Fichten- und Tannenhölzer aus der Holzhandlung, „und auch die teuersten“, seufzt Bauer. Das lohnt sich aber, denn die Stücke sind im wahrsten Sinne des Wortes astrein. So haben das schon seine Vorgänger gemacht, und an die erinnert sich Jürgen Bauer gerne, vor allem bei der Arbeit. „Die haben gerne Späße gemacht, zum Beispiel einen Vogel mit roter Farbe, also ‘Blut’, gefüllt, oder den Vogel für den Ehrenschuss vom Pastor so präpariert, dass er gleich runtergefallen ist.“
Für immer möchte Jürgen Bauer den Vogelbau aber auch nicht machen. „Ich bin jetzt 66 Jahre alt, in den nächsten Jahren würde ich die Aufgabe gerne abgeben.“ Viel muss beim Bau bedacht werden, der Vogel darf nicht zu schnell fallen, aber auch nicht zu langsam, „sonst stehen wir ja ewig da.“ Außerdem, 40 Stunden Arbeit für alle Vögel sind kein Pappenstiel, aber, versichert Bauer, „ich mach’s gerne. Die Schützen sind meine zweite Familie.“ Deshalb lädt er auch alle Interessenten und potenziellen Nachfolger ein, sich beim Schützenfest am Samstag über die Kunst des Vogelbaus zu informieren.
SCHÜTZENFEST AM PFINGST-WOCHENENDE
Los geht das Schützenfest der Mündelheimer am Freitag, 18. Mai, um 18 Uhr im Ehinger Wäldchen. Dann schießen die Schülerprinzen um ihren Titel.
Am Samstag gibt es nach dem Königsschießen um 19 Uhr die Wäldchenparty mit Rock, Pop und Schlagern.
Am Sonntag, 20. Mai, wird das Schützenfest ab 11 Uhr beendet: ganz urdeutsch mit einem musikalischen Frühschoppen.