Duisburg-Ungelsheim. . In Duisburg-Ungelsheim fällt seit zehn Tagen Unitymedia aus. Hunderte Wohnungen sind seitdem ohne Fernsehen, Telefon und Internet.

Immer mal wieder Probleme mit Fernsehen, Internet oder Telefon sind sie in Ungelsheim gewohnt. Doch was ihre Leitungen dieser Tage von sich geben – oder eben nicht – das erreicht bislang ungeahnte Dimensionen. Ein ganzer Stadtteil ist telekommunikationstechnisch lahmgelegt. Bei wem das Netz erst sein ein paar Tagen nicht läuft, der ist bis jetzt noch glimpflich davon gekommen: Einige Ungelsheimer sind schon seit zehn Tagen vom Internet abgeschnitten. World Wide Web? Nicht in Ungelsheim.

Am Finkenacker, Am grünen Hang, Blankenburger Straße, Clausthaler Straße, Hahnenkleestraße, Harzburger Straße, Osterroder Straße, Sandmüllersweg, Zur Dieplade – die Liste der betroffenen Straßen liest sich wie ein Verzeichnis des Stadtteils. Entsprechend umfangreich fällt die Diskussion in der Ungelsheimer Facebook-Gruppe aus. Einem Unitymedia-Kunden sagte sein Ansprechpartner, 600 Beschwerden aus dem Stadtteil lägen vor. Ein anderer weiß: In Ungelsheim seien 237 von 402 Internetanschlüssen tot. Der Grund: unbekannt. An den Leitungen jedenfalls scheint es nicht zu liegen: Bei Kunden eines anderen Anbieters läuft das Netz.

Rheinwohnungsbau: in allen Wohnungen Unitymedia-TV

Definitive Zahlen kann die Rheinwohnungsbau nennen. Die Wohnungsgesellschaft ist mit 845 Wohnungen der größte Vermieter in Ungelsheim. Das Fernsehen läuft in allen 845 Wohnungen über Unitymedia – oder eher: Es läuft zurzeit eben nicht. Die Verträge für Telefon und Internet haben die Mieter zwar privat abgeschlossen, darüber kann die Rheinwohnungsbau daher keine Auskunft geben. Was Geschäftsführer Thomas Hummelsbeck aber weiß: „Sie können von einer Abdeckung von 30 Prozent ausgehen.“ Das würde bedeuten, dass gut 280 Haushalte neben dem Fernsehen zurzeit auch auf Telefon und Internet verzichten müssen.

Hummelsbeck bezeichnet den Ausfall als „Desaster“ und sagt: „Ich bin mehr als frustriert.“ Denn: „Ich habe Unitymedia gefragt, wie sie das lösen wollen. Ich bekomme keine Antwort.“

Unterschiedliche Erklärungen an der Hotline

Jürgen Schwarz, Gusse Theis, Renate Topat, Bernd Selke, Rosemarie Langboski und Rosemarie Küpper sind nur einige der Ungelsheimer, die genervt sind von Unitymedia.
Jürgen Schwarz, Gusse Theis, Renate Topat, Bernd Selke, Rosemarie Langboski und Rosemarie Küpper sind nur einige der Ungelsheimer, die genervt sind von Unitymedia. © Zoltan Leskovar

Die zahlreichen Ungelsheimer, die sich an die Hotline von Unitymedia gewandt haben, bekommen die zwar – allerdings höchst unterschiedliche. „Jedem wird was anderes erzählt“, fasst ein Nutzer auf Facebook zusammen. Bei dem einen spricht der Ansprechpartner an der Hotline von einer Einstrahlung, beim nächsten von einem defekten Modul, beim dritten von einem Blitzeinschlag. Immerhin: Da haben die Anrufer bei Unitymedia noch jemanden ans Telefon bekommen, nach 15 bis 20 Minuten in der Warteschleife. Inzwischen, erzählt Martina Schwarz, hat der Telekommunikationsanbieter in seine Hotline-Ansage die Störung in Ungelsheim integriert und fragt sie gezielt ab. „Wenn Sie da Ja sagen, kommt nur die Ansage: Unsere Techniker arbeiten mit Hochdruck daran. Bitte haben Sie Geduld.“

Die geht Martina Schwarz langsam aus. Seit Donnerstag kann sie nicht mehr telefonieren, nicht im Internet surfen, nicht fernsehen. „Manche Leute sind schon 14 Tage ohne“, sagt sie. Ungelsheim ist vernetzt, Unitymedia hin oder her.

Sorgen um die älteren Bewohner des Stadtteils

Der Stadtteil ist allerdings auch etwas anderes: „Ungelsheim ist alt“, sagt Martina Schwarz. Sie sorgt sich um die Älteren. „Wenn denen was passiert, sind sie alleine.“ Ein Facebook-Kommentator fasst die Situation in einer ironischen Frage so zusammen: „Was machen unsere älteren Mitbürger, die auch über Unitymedia telefonieren, in einem Notfall: Trommeln, bis der Arzt kommt?“

Der Schwiegervater von Thomas Frenzen ist einer dieser Älteren. Was seinen Schwiegersohn besonders ärgert: „Da findet überhaupt keine Information statt. Die verweigern sich jeder Auskunft.“ Ein Schaden, findet er, „kann passieren, und das kann auch ein bisschen dauern, den zu beheben.“ Aber so lange? Frenzen fühlt sich abgeschnitten; nicht nur vom Netz, sondern auch von Unitymedia.

Dort hat auch die Südredaktion fast eine Woche lang versucht, Antworten zu bekommen. Die Einzige, die kam: Wir melden uns.

<<< STECKBRIEF: DAS IST UNITYMEDIA

Unitymedia hat seinen Hauptsitz in Köln. Das Unternehmen bietet Kabelnetzdienstleistungen in drei Bundesländern an: neben NRW in Hessen und Baden-Württemberg.

Nach eigenen Angaben hat Unitymedia 7,2 Millionen Kunden.

Im Unternehmen arbeiten 2500 Mitarbeiter.