Duisburg-Süd. . Wir verabschieden uns von der Sermer Mundart mit Wortbildungs-Kunde: Mit dieser Anleitung können Sie jeden Ausdruck in ein Platt-Wort verwandeln.

Nach 50 Folgen ist Schluss mit unserer Serie Sarret op Platt. An unserem kleinen Plattwörterbuch haben Sie, liebe Leser, aktiv mitgeschrieben. Entstanden ist eine Sammlung hunderter Plattwörter, wenn auch ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Damit Sie auch darüber hinaus Mundartkolorit in Ihre Sprache bringen können, versuchen wir uns in dieser letzten Folge an einer kleinen Wortbildungsgrammatik. Mit diesen Regeln können Sie ganz einfach aus einem hochdeutschen ein Platt klingendes Wort machen:

Am Wortanfang wirt das t zu d

Das Wort beginnt mit t? Das ist dem Platt zu hart. Machen Sie ein d daraus: so, wie die Tür auf Platt Dor heißt. Das g am Anfang können Sie aus Ihrem Wortschatz streichen. Es wird zu j. Beispiel: Gemüse wird zu Jemüs. A am Anfang ist nicht: Es wird zu o, so wie in Abend – Ovend.

Aus dem ei im Anlaut machen Sie ein ie: Eis heißt Ies.

In der Mitte wird aus g ein j und aus ei ein ie

Zwei der Anfangsregeln gelten auch für die Wortmitte: Auch hier wird aus g ein j und aus ei ein ie (vergleiche zugefroren – tojefrore und schmeißen – schmiete). Darüberhinaus helfen diese Regeln weiter:

In der Wortmitte wird aus au ein o: laufen heißt lope. Und aus ch wird k: Aus der Leiche wird die Liek. Steht in der Mitte ein ff, wird daraus auf Platt ein p: Löffel – Löpel. Das i mutiert zum e: wie bei Fisch – Fesch oder Milch – Melk. Zum sch vernuschelt wird ein gg: Die Egge heißt auf Platt Esch. Das harte p wird mittig zum weichen b: Schuppen – Schobbe. Und ein r in der Mitte lässt der Dialekt einfach ganz weg: So heißt die Kerze Keze. Ein Vokalwechsel gibt’s von u auf o: Der Schnurrbart wird so zum Schnorrbat. Das gilt auch für den entsprechenden Umlaut: ü wird ö; siehe Frühstück – Fröhstöck. Und tt wird verweichlicht zum d: Der Mittag spricht sich Meddach.

Am Wortende müssen Sie vor allem was weglassen

Am Wortende ist vor allem eins charakteristisch: Das Sermer Platt lässt gerne was unter den Tisch fallen. Besonders häufig ein e am Ende: wie bei Rotznas oder auch der Tass(e). Steht am Ende auf Hochdeutsch ein ch wie in Milch, wird ein Plattwort daraus, indem man das ch durch ein k ersetzt: Milch wird zur Melk. Manchmal wird auch ein sch draus: wie zum Beispiel bei der Küche, der Kösch. Endet das Wort auf g, machen Sie ein ch draus: so wie bei Mittag – Meddach. Und ss am Ende wird zu t: Gebiss – Jebiet.

Wortbildung für Platt-Profis: Können Sie „geizig“ übersetzen?

Das war Ihnen noch nicht schwierig genug? Für echte Plattprofis haben wir ein Wort rausgesucht, bei dem gleich drei Regeln gleichzeitig greifen: Wie, glauben Sie, heißt geizig auf Platt? Genau: Erst wird das anlautende g zum j, dann das ei zum i, und schließlich noch das g zu sch – jitzisch.