Huckingen. . Im Huckinger Steinhof servierten René Steinberg und seine Kollegen satirische Rezepte gegen Politikverdrossenheit und Groko-Depression

Wie ist die Lage im Groko-Schland, einen Tag nach der Wiedervereidigung? Im Grunde bestens – zumindest, was das Kabarett anbelangt: Denn die neue alte Regierung gibt wieder reichlich Zündstoff für die Satire. Manche Jüngere glauben, Angela Merkel wäre die Königin von Deutschland, frotzelt Comedian René Steinberg gut gelaunt am Mittwochabend im Steinhof.

Sein Vorschlag für den Bundestag: Mal die beliebten Promis ranlassen, etwa Grönemeyer statt AfD als Oppositionsführer – „Was soll das?!“, grönemeyert der Mülheimer Kabarettist. Zur Steinbergschen Idealbesetzung gesellt sich „Udo“ als „easy-peasy Bundespräsident: Erdogan, Du bist doch eigentlich auch ganz locker . . .“ Ob Til Schweiger als Bundespressesprecher allerdings die richtige Wahl ist?

Für Ingo Oschmann klingt Grünkohl mit Pinkel wie eine Dschungel-Prüfung. Der Bielefelder war
Für Ingo Oschmann klingt Grünkohl mit Pinkel wie eine Dschungel-Prüfung. Der Bielefelder war

Im Gepäck hatte Steinberg nicht nur Promi-Parodien, sondern ebenso waschechte Kollegen mit abwechslungsreichem Programm: Der Kölner Markus Barth klärte hilfreich die sprachlichen Fallstricke etwa des Niederländischen: So kann die Ankündigung „Ich komm’ klar“ wortwörtlich in die Nachbarsprache übersetzt zu Stirnrunzeln führen, sofern man sich nicht in flagranti befindet. „Holländisch ist wie Lallen ohne Alkohol, wer hat das erfunden – die Teletubbies?“, meint Barth.

Auch Stand-up-Comedian Ingo Oschmann ist den sprachlichen Genüssen auf der Spur – oder eben dem glatten Gegenteil. Grünkohl mit Pinkel ist dem Bielefelder seit frühester Kindheit suspekt: „Das klingt für mich wie eine Dschungelcamp-Prüfung.“

Nicht weniger bissig serviert Nils Heinrich seine systemkritische Schlachtplatte an der Gitarre mit einem ‘Hohelied’ auf die universelle Einsetzbarkeit der „Bearbeitungsgebühr“ von der Bank bis zum Puff. Anschließend nimmt der Berliner Barde gekonnt die Angst-Hysterie auf die Schippe: Kohlrabismoothie, Computerviren, Eistee mit Zucker, und überall ist Palmöl drin – „wer Angst hat, der kauft einem alles ab“, mahnt der Kabarettist.

Gegen die Politikverdrossenheit empfiehlt Heinrich übrigens hin und wieder „Nachrichtenfasten“ und Abstinenz vom World Wide Web: „Seit die Bekloppten im Internet sind, ist es draußen wieder schön.“