Duisburg-Ungelsheim. . Weil der Feuerwehr Platz für die Drehleiter fehlt, sperrt die Stadt dutzende Parkplätze. Gegenüber ist die Durchfahrt enger, aber Parken erlaubt.

Seit kurzem ist für viele Ungelsheimer die Welt nicht mehr so, wie sie war. Zumindest nicht bei den Mietern der Rheinwohnungsbau, die in den Häusern im Bereich zwischen Clausthaler Straße, Hahnenkleestraße und Am Finkenacker wohnen. Praktisch über Nacht durften sie die Parkplätze vor den Häusern nicht mehr benutzen. „Pro Wohnblock sind das rund 20 Stellplätze, da kommt schon eine Menge zusammen“, hat Anwohner André Klein hochgerechnet. 60 Parkplätze, so schätzt er, sind insgesamt betroffen. Der Grund für die Sperrung: zu wenig Platz für die Feuerwehr – 20 Zentimeter.

Angeblich fehlen 20 Zentimeter für die Feuerwehr

Für die Vorgehensweise der Behörden hat Klein wie viele der Anwohner kein Verständnis. Informiert wurden die betroffenen Mieter durch ein Schreiben der Rheinwohnungsbau und Aushänge an den Haustüren. Zeitgleich wurden Parkverbotsschilder aufgestellt und die Parkplätze, die sich alle im Innenbereich der Wohnanlage befinden, mit Flatterband abgesperrt. Inzwischen wurden auch Poller eingelassen.

André Klein hat wie viele Anwohner kein Verständnis für das Parkverbot.
André Klein hat wie viele Anwohner kein Verständnis für das Parkverbot.

Laut Anwohnern geht es um zwanzig Zentimeter, die der Feuerwehr fehlen, um bei einem möglichen Einsatz mit der Drehleiter manövrieren zu können. Klein leuchtet allerdings nicht ein, dass der Platz zwischen Hauswand und Parkplätzen für die Bedürfnisse der Feuerwehr nicht ausreiche – nach seinen Angaben rund acht Meter. Und: „Die Häuser stehen seit 60 Jahren hier, die gesamte Anlage ist seitdem unverändert. Wieso bemerkt man jetzt plötzlich, dass die Feuerwehr im Notfall hier Probleme bekommt?“, wundert sich Klein.

Engere Zufahrten gegenüber sind nicht gesperrt

Der 47-Jährige hatte zufällig die Vermessungsaktion beobachtet, an der Mitarbeiter der Feuerwehr, der Stadt und der Wohnungsgesellschaft beteiligt waren. Als er den Grund für die Messungen wissen wollte, sei er brüsk abgewimmelt worden. „Ich kam mir vor wie ein dummer Schuljunge.“

Jetzt parken die Anwohner auf den umliegenden Straßen. Mit Blick auf die beidseitig zugeparkte Clausthaler Straße stellt Klein die Frage: „Ob da denn jetzt die Feuerwehr überhaupt durchkommt?“

In dem Zusammenhang verweist er auch auf die bedeutend engeren Zufahrten zu den Eigentumshäusern auf der anderen Seite der Clausthaler Straße und vermutet, dass da mit zweierlei Maß gemessen wird. Denn die Parkplätze dort, für die bezahlt wird und die mit Nummernschildern ihren Besitzern zugeordnet sind, wurden nicht abgesperrt.

Mieterversammlung am 1. Februar

Auf einer Mieterversammlung am 1. Februar will die Rheinwohnungsbau Lösungsmöglichkeiten vorstellen, deutet aber in ihrem Anschreiben schon mal an, dass die „nicht kurzfristig durchführbar“ seien. Klein selber hat eine Idee: „Wenn man die Parkplätze jeweils einen Meter weiter auf die angrenzende Wiese verschieben würde, wäre doch allen gedient.“

Hintergrund der Überprüfung durch Stadt und Feuerwehr ist nach Angaben der Stadt, dass die Rheinwohnungsbau an der Clausthaler Straße Außenflächen sanieren will. Bei der Überprüfung wurde festgestellt, dass eine sogenannte Aufstellfläche für eine Feuerwehrdrehleiter fehlt. Diese ist aber gesetzlich vorgeschrieben, da sie an dieser Stelle im Brandfall als zweiter Rettungsweg für die Bewohner des dritten Obergeschosses dient.

Stadt: Es fehlen weit mehr als 20 Zentimeter

Die Stadt forderte die Rheinwohnungsbau daher auf, sofort eine vier Meter breite, markierte Fläche bereitzustellen, die als Aufstellfläche dienen kann. Andernfalls hätten die Wohnungen nicht mehr benutzt werden dürfen.

Die Stadt widerspricht den Anwohnern darin, dass der fehlende Platz nur 20 Zentimeter beträgt. Nach ihrer Auskunft braucht eine Drehleiter 5,50 Meter Aufstellfläche. Von den acht Metern zwischen Hauswand und Parkplätzen sei aber die Hälfte Wiese.