Duisburg-Buchholz. . Mit der Kabarettistin Simone Solga hatte die Reihe Klinikkultur wieder einen Volltreffer gelandet. Der Publikumszuspruch war jedenfalls eindeutig
„Ausverkauft“ hieß es am Donnerstagabend, als mit Simone Solga das frühere Ensemblemitglied der „Leipziger Pfeffermühle“ und „Münchener Lach- und Schießgesellschaft“ zu Gast war. Mit ihrem sechsten Soloprogramm „Das gibt Ärger“ trat sie in der Mehrzweckhalle der Buchholzer Unfallklinik auf. Dass die eher uncharmante Charakterisierung „Revolverschnauze“ durchaus zutreffend ist, bewies Solga in ihrem mehr als zweistündigen Programm eigentlich permanent.
Bekannt geworden ist die nur 1,58 Meter große Satirikerin als „Kanzlersouffleuse“, seitdem steht Angela Merkel immer wieder im Mittelpunkt der Auftritte des blonden Energiebündels. Ihre Zeit als engste Mitarbeiterin der Kanzlerin scheint aber nun abgelaufen, in Buchholz enterte sie mit einer großen Aldi-Einkaufstüte die Bühne und bat mit der Begründung „Ich komme aus einem Krisengebiet“ um Asyl. Gemeint war das Kanzleramt, dass sie, ausgestattet mit einem „Lunchpaket von Peter Altmaier“ fluchtartig verlassen hat. Mit ihrer Chefin liegt sie – kabarettistisch und offensichtlich auch privat – endgültig über Kreuz. „Merkel liegt wie der Sarkophag von Tschernobyl über dem Land“, stellt die in der DDR aufgewachsene Solga resigniert fest. Sie befürchtet, dass das noch lange so bleiben wird, denn „Angela Merkel ist erst in zehn Jahren in dem Alter, als Adenauer Kanzler wurde“.
Martin Schulz, der Buchhändler aus Würselen
Aber auch die SPD-Größen bekommen bei Simone Solga ihr Fett weg. Die Verweildauer des „Buchhändlers aus Würselen“ – gemeint ist Martin Schulz – an der SPD-Spitze schätzt Solga eher als gering ein und meint: „Einen guten Roten erkennt man am Abgang.“
Die Diskussionen in der CSU um Horst Seehofers Zukunft beschreibt sie so: „Da herrscht eine Stimmung in Bayern, dagegen war der Führerbunker 1945 ein Ort der Zuversicht.“ Die Diskussion um eine Obergrenze für Flüchtlinge erweitert die ausgebildete Schauspielerin um einen zusätzlichen Aspekt: „Eine fehlende Obergrenze wäre für Bayerns Erbgut nicht gerade nachteilig.“ Auch den Einzug der AFD ins Berliner Parlament lässt sie nicht unkommentiert: „Da erhält der Begriff Reichstag endlich wieder einen Sinn.“
Keine Diskussionskultur mehr im Netz
Simone Solga, die im Laufe des Programms unter Beweis stellt, dass sie sich auch als Sängerin nicht zu verstecken braucht, knüpft sich aber auch Themen jenseits der großen Politik vor. Die Diskussionskultur in den Internetforen hält sie für verheerend: „Im Netz wird nicht debattiert, da wird nur ‘Recht gehabt’. Das Ganze wirkt oft wie eine verbale Wirtshausprügelei.“ Sowieso haben nach ihrer Meinung uns „die sozialen Netzwerke zu Asozialen gemacht“.
Vor Hacker-Angriffen hat das scharfzüngige Multitalent hingegen keine Angst. Da setzt sie ganz auf das bei uns oftmals immer noch langsame Internet: „Bis die russischen Hacker die Daten haben, sind die alle verstorben.“