Duisburg-Buchholz. . Waschbeton, Glasbau- und Klinkersteine prägen die Jesus-Christus-Kirche. Bald soll sie unter Denkmalschutz gestellt werden. Daran gibt es Kritik.

Wo historische Kirchen Holz und Blattgold schmücken, prangen in der Jesus-Christus-Kirche Waschbeton und Glasbausteine. Sie gibt sich modern, die evangelische Kirche, die 1964 ihren Dienst aufnahm, auch in der Form, die einem Quadrat entspricht. Doch hört man sich die Geschichten an, die in ihr stecken, in ihr sichtbar werden, wird schnell klar: Diese Kirche ist eine ganz und gar runde Sache.

Einzigartig ist die evangelische Kirche, denn sie gewährt einen Ausblick, der für ein sakrales Gebäude ungewöhnlich ist: „Sie werden keine Kirche finden, wo Sie in der Kirche den Kirchturm sehen können“, sagt Pfarrer Dietrich Köhler-Miggel. Und doch können Gläubige während des Gebets gen Himmel blicken: Durch eine große Glasfläche in der Decke ist der Turm sichtbar. Genau über dem Taufbecken schwebt der Mittelpunkt der Glasfläche am Kirchenfirmament; geradeaus richtet sich der Blick des Betrachters auf den Vorplatz des Gotteshauses – so ist die Stelle im Zentrum der Kirche in des Pfarrers Worten zugleich „gehimmelt und geerdet“.

Die Klinkersteine sind Zweite Wahl – und darum schön

Auf Erde, buchstäblich, gründet sich die Kirche auch an anderer Stelle: Nämlich auf Klinkersteine, die malerisch an zwei Wänden den Altar einrahmen und den Podesten Halt geben. Ihre unregelmäßige und gerade dadurch lebendige Struktur ist übrigens nicht gewollt – sondern schlicht der Tatsache geschuldet, dass sie Ware zweiter Wahl sind. Und dennoch: Ganz individuell ausgesucht und gebrannt nur für diese eine Kirche; „die sind am Niederrhein entlang gefahren und haben die richtige Tonmischung gesucht“, erzählt Köhler-Miggel. Und ganz offensichtlich: gefunden.

Waschbeton und Glasbausteine bilden die übrigen beiden Wände, jeweils zu zahlreichen kleinen Quadraten geformt. Wer früh genug in die Kirche geht, kann ihr Sternen-Lichtspiel über den Boden flackern sehen.

Ins Auge fallen drei abstrakt wirkende Figuren an der rechten der beiden Klinkerwände; erst bei genauerem Hinsehen offenbaren sie sich als drei Engel mit Flügel und Posaunen (die allerdings keine akustische Funktion besitzen). Passend, denn die Kirche wurde nach dem Buch Offenbarung gebaut.

Pfarrer ärgert sich über den Denkmalschutz-Plan

Weniger augenfällig ist das Metallrelief, das die Eingangstüren und, in Holz, auch die Seitentür ziert: Wer genau hinsieht und den Grundriss der Kirche kennt, kann ihn hier wiederfinden – inklusive Taufbecken und Altar. „Das sind Schätze, die sieht man eigentlich gar nicht“, sagt der Pfarrer.

Gesehen, wahrgenommen wird hingegen auch außerhalb der Jesus-Christus-Kirche ihre Bedeutung als Bauwerk ihrer Zeit. So soll sie unter Denkmalschutz gestellt werden. „Leider“, sagt Köhler-Miggel. Denn Denkmalschutz bedeutet Auflagen, und die einzuhalten, kostet Geld – finanzielle Unterstützung aber bringt er nicht mit sich. Köhler-Miggel liebt seine Kirche. Auf den Denkmalschutz aber könnte er gut verzichten. „Die Kirche ist nicht kunsthistorisch – aber lebendig.“

<<< KIRCHENGESCHICHTE(N) – DIE SERIE

Kirchen haben Geschichte und Geschichten zu erzählen: von den Menschen, die sie schufen und beleben, und von ihrer oft bewegten Vergangenheit. In der Serie „Kirchengeschichte(n)“ stellen wir die Kirchen des Duisburger Südens vor. In Wort und Bild stellen wir jede Kirche auf einer Seite der Südausgabe vor.

Weitere „Entdeckungen in der Jesus-Christus-Kirche“ aus Drohnen-Perspektive können Sie selbst auch anhand der gleichnamigen DVD machen: Es gibt sie in der Kirche, Arlberger Straße 10, 0203/701117.