Süd. . Kritik bei der Bürgeranhörung: Ungelsheimer, Hüttenheimer und Ehinger fühlen sich abgehängt. Mündelheimer wollen Verbindung nach Krefeld behalten

Eines hat dieser Abend gezeigt: Es wird noch ein gutes Stück Arbeit auf die Mitarbeiter des Amtes für Stadtentwicklung zukommen. Ortstermin am Bertolt-Brecht-Berufskolleg, die 24. Sitzung der Bezirksvertretung Süd steht an. Und mit ihr die Beteiligung der Öffentlichkeit – Süd-Bürger können ihre Einwände und Anliegen in Sachen neuer Nahverkehrsplan vor den Bezirkspolitikern und auch vor Hendrik Trappmann und Melanie Nolte vom Stadtentwicklungsamt, einbringen. Es war ein lebhafter Austausch: Nach über zweieinhalb Stunden war auch die letzte Frage – für den Anfang – gestellt.

Das Interesse an den neuen Plänen zum Nahverkehr ist also groß. Der Entwurf sieht den Wegfall der vier Buslinien im Duisburger Süden vor, der Buslinien 940, 941, 942, und 944. Drei neue Linien (Süd 1, Süd 2, Süd 3) sollen als Ersatz dienen. Einige Stadtteile werden jedoch, das macht schon ein kurzer Blick auf die Streckenverläufe deutlich, unterversorgt sein. „Wichtig ist, dass wir insgesamt eine Verbesserung anstreben. Aber es ist auch so, dass das nicht für jede einzelne Fahrbeziehung gilt und dass wir Abstriche machen müssen“, räumte er ein.

Taxibusse als Alternative

Werner Schulz will damit nicht zufrieden geben: „Hüttenheim haben Sie völlig vergessen, Ungelsheim wird komplett abgehängt“, sagte der Vorsitzende des Bürgervereins Hüttenheim. Das Problem von Ungelsheim: Dort gibt es schon länger keine Nahversorgung mehr, auch die Sparkasse zieht sich zurück, der Stadtteil, ein reines Wohnquartier. In dem viele ältere Menschen leben, die auf den ÖPNV doch eigentlich dringend angewiesen sind. Helmut Schmitz, Vorsitzender des Bürgervereins Ungelsheim, wurde noch etwas deutlicher: „Was wollen Sie den Ungelsheimern noch alles antun? Schneiden Sie bitte die Buslinien nicht ab!“ Trappmann lenkte ein: „Das sind Punkte, die wir uns nochmal anschauen und kritisch überprüfen müssen.“

„Es geht nicht, dass man so tut, als gebe es Ehingen nicht mehr.“

Auch die ÖPNV-Nutzer anderer Süd-Stadtteile könnten sich abgehängt fühlen. Beispiel: Ehingen. Bringfried Rebbe vom örtlichen Bürgerverein merkte an: „Es geht nicht, dass man so tut, als gebe es Ehingen nicht mehr.“ Heiner Lambertz, der Vereins-Vorsitzende, sprach von seinem „gallischen Dorf“. Und fragte: „Warum setzt man keine kleineren Busse ein?“ Trappmann schlug vor: „In dünn besiedelten Bereichen kann der Taxibus eine Alternative sein.“

Stichwort abgeschnitten: Eine Verbindung nach Uerdingen ist mit dem Wegfall der Buslinie 941 gar nicht mehr möglich. In Mündelheim ist die Aufregung groß, schließlich nutzen viele die Angebote in der Nachbarstadt. Seit der neue Nahverkehrsplan öffentlich ist, „steht mein Telefon nicht mehr still“, so Klaus Drechsler, Vorsitzender des Bürgervereins Mündelheim.

Für den Süden nicht attraktiv

Zu Wort meldete sich auch Toralf Schwinning, der in Hüttenheim einen Supermarkt mit 82 Mitarbeitern betreibt: „Ich werde durch die Pläne extrem beschnitten.“ Für ihn ist klar: Das neue Netz, die neuen Ideen zum Nahverkehr machen den ÖPNV in der Stadt, im Süden nicht attraktiver.

Etwas, das die Bürger mitnehmen können, von diesem Abend: „Der Nahverkehrsplan ist veränderbar“, so Melanie Nolte. Sie signalisierte, dass die Verwaltung die Anregungen prüfen wolle. Am 20. Juni wird sich zeigen, wie veränderbar der neue Nahverkehrsplan tatsächlich ist. Dann werden die Bezirksvertreter in einer Sondersitzung erneut über die Vorlage beraten und gegebenenfalls beschließen. Bis dahin hat die Verwaltung die Möglichkeit, nach- und auszubessern.