Duisburg-Duissern.. Die Siedlergemeinschaft Werthacker feierte jetzt runden Geburtstag mit einem Blumenmarkt. Wert legt man hier vor allem auf eins: Zusammenhalt.


Auch nach 70 Jahren blüht die Siedlung am Werthacker weiterhin auf, und das nicht nur wegen des großen Engagements der Dorfgemeinschaft, sondern auch wegen des Pflanzenmarkts, den diese zum 70-jährigen Bestehen der Siedlung am Samstag veranstaltete.

Sag es mit Blumen: Die Siedlergemeinschaft Werthacker veranstaltete zur Feier ihres 70-jährigen Bestehens in der St. Martinus Kapelle einen Blumenmarkt.
Sag es mit Blumen: Die Siedlergemeinschaft Werthacker veranstaltete zur Feier ihres 70-jährigen Bestehens in der St. Martinus Kapelle einen Blumenmarkt. © Stephan Eickershoff | FUNKE Foto Services

„Zu diesem Anlass wollten wir mal etwas Anderes, etwas Besonderes anbieten“, sagt Wolfgang Stahl, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft



Werthacker. Die vielen Geranien, Veilchen und Margeriten in der ehemaligen Sankt Martinus-Kapelle wurden dem Verein von einem Pflanzengroßmarkt zur Verfügung gestellt – auf Kommissionsbasis. „Das Geschäft läuft gut“, resümiert Stahl.

Einen Teil der Kirche bauten die Siedler selbst

Der engagierte Duisburger erzählt die Geschichte der entweihten Kirche. Als diese vor rund zehn Jahren geschlossen wurde und der Abriss drohte, kaufte die Siedlergemeinschaft das Grundstück, um die Kirche erhalten zu können. Da das Geld nicht ausreichte, verkaufte man vier Fünftel der Fläche wieder als Bauland. Dazu musste jedoch ein Seitenschiff der Kapelle und der Altarbereich weichen. Die neue Rückwand und das Dach bauten die Siedler damals selbst.

„Wir haben auch eine neue Terrasse für die Siedlerklause, die Kneipe unter der Kapelle gebaut. So fällt viel mehr Licht in die Räumlichkeiten“, erklärt Stahl. Die Finanzierung gelingt der Siedlergemeinschaft beispielsweise durch Glühbirnen- und Treppenstufen-Patenschaften. „Die Kosten für LED-Birnen betragen rund 60 Euro“, so Stahl. „Die Bewohner der Siedlung können diese Kosten übernehmen und tragen so zur Finanzierung bei.“

Der Zusammenhalt am Werthacker ist groß

„Der Zusammenhalt am Werthacker sei groß“, betont Stahl. Nur dadurch könne man Projekte wie den Erhalt der Kirche stemmen. Auch Neulinge würden freundlich begrüßt, sagt Joachim Redmann, der vor sechs Jahren in die Siedlung zwischen Ruhrdeich und dem Kreuz Kaiserberg zog. „Wir hatten nach einem Haus gesucht und waren von der Lage neben den Bahngleisen zunächst etwas abgeschreckt. Aber die Menschen hier haben uns sehr gut aufgenommen, was Schöneres gibt es nicht“, berichtet er. „Als ich am ersten Tag Werkzeug brauchte, haben mir fremde Leute gleich ausgeholfen.“

Die Siedlung am Werthacker wurde zwischen 1947 und 1978 in drei Bauabschnitten errichtet. 100 Häuser reihen sich entlang der wenigen Straßen. Immer wieder kämpft die Siedlergemeinschaft für ihre Interessen. Derzeit führt sie einen Kampf gegen Windmühlen: In der Nähe des Werthackers will die Stadt Mülheim ein Windrad aufstellen, was die Wohnqualität vermindere, wie die Siedler finden. Sie sehen sich selbst als kleines gallisches Dorf. „Es gibt immer was zu tun“, meint Stahl.