Duisburg-Bissingheim. Kriminalpsychologin und Bestseller-Autorin Lydia Benecke erklärt in Bissingheim, was Psychopathen ausmacht – passenderweise zur Tatort-Sendezeit.
Zur besten Tatort-Zeit zogen es zahlreiche Besucher am Sonntagabend vor, sich live und aus erster Hand über die Persönlichkeitsstruktur von Straftätern informieren zu lassen. Die Sporthalle des ETuS Bissingheim war zu diesem Zweck praktisch zum Hörsaal umfunktioniert worden, der mit rund 150 Interessenten bis auf den letzten Platz besetzt war. Zu Gast war die Kriminalpsychologin und Bestseller-Autorin Lydia Benecke, die einen spannenden Einblick in die Psychologie des Bösen gab.
Das machte sie durchaus wissenschaftlich fundiert, vermittelte die Fakten dabei allgemeinverständlich und locker. Benecke schildert, was in Tätern vorgeht, die Menschen töten, die vergewaltigen, die lügen und betrügen, ohne ein Anzeichen von Reue zu zeigen. Die 35-Jährige, die seit vielen Jahren Sexual- und Gewaltstraftäter therapiert, konzentrierte sich in ihrem Vortrag darauf, die Persönlichkeitsstruktur von Psychopathen zu schildern.
Stuntmen und Psychopathen haben etwas gemeinsam
Dabei macht sie deutlich: Nicht jeder, der psychopathische Merkmale aufweist, wird auch kriminell. Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung „haben keine Angst vor Konsequenzen ihres Handelns“ und „sehnen sich nach besonderen Reizen“. Diese Merkmale treffen auch auf viele Stuntmen zu – die nutzen diese Eigenschaften allerdings positiv.
Um kriminell zu werden, bedarf es weiterer negativer Merkmale. So seien zum Beispiel Mitgefühl, Schuldbewusstsein und Reue bei Psychopathen nicht vorhanden, sagt Lydia Benecke. Straffällig gewordene Psychopathen seien zumeist auch als schuldfähig anzusehen: „Die wissen schon, was richtig und was falsch ist.“ Psychopathie sei zum Teil genetisch bedingt, aber auch das Umfeld und traumatische Kindheitserlebnisse können verantwortlich für diese unheilvolle Mixtur sein. Trotzdem führt diese Störung nicht zwangsläufig in die Kriminalität. „Aber die Wahrscheinlichkeit ist einfach höher.“
Lydia Benecke führte auch Beispiele für das Verhalten eines kriminellen Psychopathen an. Geradezu ein Klassiker sei die kriminelle Karriere des Richard Kuklinski, der in einem äußerst gewalttätigen Elternhaus in einem New Yorker Ghetto aufwuchs und selbst zu einem Mafia-Killer wurde. Er rühmte sich, rund 200 Menschen getötet zu haben.