Huckingen. . Händler glaubt, dass eine zweispurige Verkehrsführung möglich wäre, wenn Bäume gefällt würden, die ohnehin bald ersetzt werden müssen. Stadt lehnt ab

Die Baustelle auf der Mündelheimer Straße erhitzt weiter die Gemüter. Anwohner bemängeln das erhöhte Verkehrsaufkommen auf den Nebenstraßen und wünschen sich Verkehrskontrollen. Die Geschäfte haben mit Einbußen zu kämpfen, da Kunden fort bleiben. Auch Werner Steffens, Inhaber von Euronics Haas, hält die Baustelle für geschäftsschädigend. Gegen die Stadt erhebt er große Vorwürfe: Dass die Mündelheimer Straße nur einspurig zu befahren ist, hätte vermieden werden können.

Von einem Bekannten bei der Stadt, der in die Planungen involviert war, habe Steffens gehört, dass es anfangs zur Debatte gestanden habe, die Bäume zu stutzen oder zu fällen, um so die Fahrbahn zu verbreitern. „Dann hätte der Verkehr auf zwei Spuren fließen können – auch während der Arbeiten“, sagt Steffens.

Es gehe gar nicht um Baumschutz, sondern um interne Streitigkeiten

„Ich habe gehört, dass die Stadt den Vorschlag gemacht habe, die Bäume zu stutzen, es habe jedoch vom Grünflächenamt Einspruch gegeben, da so etwas sehr hässlich aussehen würde“, so Steffens weiter. Gegen den Vorschlag, die Bäume ganz zu beseitigen, habe sich das Grünflächenamt ebenfalls gewehrt.

Es gehe aber gar nicht um Baumschutz, sondern um interne Streitigkeiten, so Steffens. Denn: „Die Bäume sollen doch sowieso weg. Ich würde den Vorschlag der Fällung gar nicht unterstützen, wenn ich nicht wüsste, dass die Bäume über kurz oder lang gefällt werden und ersetzt werden sollen“, erklärt er.

Die Silber-Ahorne sind laut Straßenbaumkonzept nur noch eingeschränkt vital

Diese Informationen zieht Steffens aus dem Internet. Unter dem Punkt „Detaillierte Empfehlungen zu den einzelnen Stadtbezirken“ auf www.duisburg.de im Bereich Straßenbaumkonzept steht in der Tat, dass bei den Bäumen auf der Mündelheimer Straße „Handlungsbedarf“ bestehe. Im Detail heißt es dort: „Die Silber-Ahorne sind nur noch eingeschränkt vital (Zustandsstufe 4). Sie zeigen eine zum Teil nur schütter belaubte und/oder unterentwickelte Krone.“ Und weiter ist von einem „Schrittweisen Ersatz der Silber-Ahorne durch Spitz-Ahorne“ die Rede. Außerdem sieht das Konzept eine „Verlagerung von nachteiligen, südlichen Standorten an die nördliche Straßenseite“ vor.

„Wieso hat man die Bäume dann nicht vor Beginn der Baustelle gefällt, um den Verkehr zu entlasten?“, fragt Steffens.

Die Stadt betont auf Nachfrage dieser Zeitung, dass es lediglich um eine „Empfehlung“ handele. „Insofern besteht zwischen der Kanal- bzw. Straßenbaumaßnahme auf der Mündelheimer Straße und dem Konzept, das unter anderem eine grundsätzliche Erneuerung des Baumbestandes entlang dieser Straße beschreibt, nur ein sehr indirekter Bezug“, erklärt Stadtsprecher Falko Firlus. Auf den Vorwurf eines stadt-internen Streits geht er nicht ein: „ Die Kollegen des Amtes für Umwelt und Grün sind in jede Planungs- und Baumaßnahme eng eingebunden und entscheiden anhand tagesaktueller Erkenntnisse.“

Vorrang für Baumerhalt

Es seien alle Optionen in Erwägung gezogen worden. „Da die Kanal- und Straßenbaumaßnahme Mündelheimer Straße sich letztlich im Wesentlichen auf den Fahrbahnbereich beschränkt, wurde die Einbahnführung gewählt, und sich somit bewusst für eine baumerhaltende Variante entschieden“, so Firlus.

Außerdem erklärt der Stadtsprecher: „Eine zweispurige Verkehrsführung hätte den Radweg in Anspruch nehmen müssen. Dies hätte Bäume auf beiden Straßenseiten betroffen, die dann nur für den Bauzustand hätten gefällt werden müssen.“ Abschließend hält er fest: „Die Einbahnstraße ist das Abwägungsergebnis der genannten Einzelkriterien mit dem klaren Vorrang für einen Baumerhalt und damit keineswegs unnötig.“

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Bei zwei Spuren: Autos zu dicht an den Bäumen

Stadtsprecher Firlus erläutert, warum man sich für die unbeliebte Einbahn-Regelung an der Mündelheimer Straße entschieden hat.

Er schreibt: „Im Vorfeld wurde geprüft, ob es möglich ist, den Verkehr während des Kanalbaus in beide Fahrtrichtungen aufrecht zu erhalten. Hierzu hätte der Radweg auf der südlichen Seite der Mündelheimer Straße als Fahrbahnfläche mit genutzt werden müssen. Er verläuft in nur 30 bis 50 Zentimeter Abstand zu der vorhandenen Baumreihe. Durch Nutzung des Radweges als Fahrbahnfläche wäre jedoch eine Verdichtung des Untergrundes direkt an den Bäumen erfolgt, welches die Baumreihe und deren Standsicherheit gefährdet hätte. Dies hätte zur Folge haben können, dass die vorhandenen Bäume hätten gefällt werden müssen. Bis auf Weiteres werden aufgrund der Baumaßnahme keine Bäume gefällt. Die aktuelle Planung sieht lediglich die bautechnische Fällung eines Baumes in der Mündelheimer Straße vor.“