Duisburg-Huckingen. . Kabarettist René Steinberg ist der Gegenentwurf zu Perfektionisten und Selbst-Optimierern. Im Steinhof beweist er sich als Ruhrgebiets-Komiker.

Um den Faktor Mensch solle es in seinem Programm gehen, kündigte René Steinberg im ausverkauften Steinhof am Wochenende an. Gereiztheit und schlechte Laune macht er überall im Lande aus. Da will er mit seinem Programm gegensteuern. Der Mensch, so seine Kernthese, ist ein mit Fehlern behaftetes Wesen. Und über diese Fehler könne und solle man lachen.

Steinberg beginnt, indem er sich ganz konventionell vorstellt. „René Steinberg, verheiratet, zwei Kinder, Power-Griller und BVB-Fan.“ Das Bekenntnis zu Schwarz-Gelb wird beklatscht, aber es gibt auch in paar unwillige Kommentare. Einen greift er direkt auf: „Was rufst Du? MSV? Fußballfan bist du also nicht!“

Steinberg lacht mit seinen Opfern, nicht über sie

Damit haben wir schon ein Merkmal von Steinbergs Komik kennengelernt. Er spielt mit dem Publikum, reagiert und holt auch schon mal Zuschauer auf die Bühne. Aber er macht seine Späße gemeinsam mit dem Opfer, nicht auf dessen Kosten.

René Steinberg ist der Gegenentwurf zu allen Perfektionisten und Selbst-Optimierern. Fehler und Niederlagen sind für ihn der Normalfall. „Scheitern bildet den Charakter“, ist der Mülheimer überzeugt. Als Beweis zitiert er seinen Vater. „Krisse vom Leben einen Tritt, kuck, datt Du den Schwung nach vorne nutzt!“

Fehler haben bisweilen auch großartige Folgen. Kolumbus wollte nach Indien und landete in Amerika, Alexander Fleming ließ seine Bakterienkulturen vergammeln und entdeckte das Penizillin, und Günter Schabowski blickte 1989 bei einer Pressekonferenz nicht mehr durch, sorgte dadurch für die sofortige Maueröffnung.

Pointen über Privates, Politisches und Facebook

Thematisch streift der Kabarettist mit dem „Feinkostgewölbe“ über dem Hosenbund Privates und Politisches. AfD und Pegida, Trump („Ich warte auf den Moment, wo er die Perücke abnimmt, und Hape Kerkeling schaut uns an“) und Hass-Kommentare auf Facebook. Sein Vorschlag: Neulinge müssten erst mal ein Jahr „betreutes Posten“ praktizieren, in dem sie lernen, dass man Menschen mit anderer Meinung nicht beschimpfen muss.

Bleibt noch das ewige Thema Mann und Frau. „Stellt euch einen Wald vor, ein Mann geht spazieren. Meilenweit keine Frau. Hat er trotzdem unrecht?“ Auch hier spielt er mit den Reaktionen des Publikum und wirft einer besonders heftig lachenden Frau zu: „Du bist einfach wunderbar!“

Steinberg kann auch wohldosierte Albernheit

Und dann kann er auf der Bühne auch richtig Gas geben und mit wohldosierter Albernheit unterhalten. Bei einer Parodie den klassischen Tänzer geben oder als Erbe von Louis de Funès den bei den französischen Vorwahlen gescheiterten Nicolas Sarkozy geben.

Was René Steinberg einzigartig macht, ist das Bekenntnis zur Menschlichkeit. Da zitiert er den Vater aller Ruhrgebiets-Komiker, Jürgen von Manger: „Hauptsache, Mensch bleiben.“ Auch wenn das nicht leicht ist, wie er mit einem Graffito aus dem Ruhrgebiet belegt. „Küssen ist die schönste Art, jemanden zum Schweigen zu bringen“, hätte er gelesen. Aber ein anderer habe darunter gekritzelt: „Ein Schlag in die Fresse reicht auch.“ Großer Beifall und stehende Ovationen.