Duisburg-Ungelsheim. . Die Auferstehungskirche ist dem Stahlwerk HKM seit langen Jahren verbunden. Das ist der Kirche anzusehen – wenn der Besucher genau hinsieht.

Die Auferstehungskirche hat eine Seele aus Stahl. Im übertragenen Sinne ist sie sogar auf Stahl gebaut: Die Säulen, auf denen ihr Dach ruht, bestehen zwar aus Beton und nicht aus Stahl. Und doch stehen sie bewusst „als Symbol für die Röhren im Mannesmann-Röhrenwerk“, sagt Pfarrer Rainer Kaspers.

Wer früher selbst im Werk malocht hat, dem sagt es vermutlich sein Augenmaß: Der Umfang der Röhren entspricht dem Umfang von Stahlrohren, wie sie dort gefertigt wurden. Die Verbindung der heutigen Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) zur Kirche ist so alt wie das Gotteshaus selbst: Als der Stadtteil ab 1953 „auf der grünen Wiese entstand“, so Kaspers, „waren die meisten Bewohner jung. Und wer gearbeitet hat, hat auf der Hütte gearbeitet.“

1959 wurde die Kirche eingeweiht und beendete damit die Zeltgottesdienste, mit denen sich die Gemeinde bis dahin beholfen hatte. Damals sah sie noch etwas anders aus als heute: „Der Turm hatte eine andere Spitze“, sagt Kaspers. Natürlich: aus Stahl. Und natürlich: aus der benachbarten Hütte. Kaspers fasst die Wirkung so zusammen: „Die Kirche stellte eine Landmarke dar.“

Totenschädel, darüber der englische Schriftzug RISE – Auferstehung in cool

Das Markante der Landmarke zerfraß allerdings ausgerechnet – Rost. Und so musste das Wahrzeichen 1971 runter. Erst beinahe 20 Jahre später gab’s ein neues, das heutige Dach. Darunter geht es aber auch heute noch markant zu: Ein großes Graffito ziert den Jugendraum der Gemeinde im etwas abseits der Kirche stehenden Turm: Totenschädel auf einem Hügel symbolisieren Golgatha, ein Phönix wurde kurzerhand mittels Kreuz christianisiert, darüber prangt der englische Schriftzug „RISE“ – Auferstehung in cool.

Pfarrer Rainer Kaspers betrachtet den mittels Kreuz christianisierten Phönix auf dem Graffito im Jugendraum des Kirchturms entspannt.
Pfarrer Rainer Kaspers betrachtet den mittels Kreuz christianisierten Phönix auf dem Graffito im Jugendraum des Kirchturms entspannt. © Jörg Schimmel

Klassischer kirchlich geht es am und im Gotteshaus selbst zu: Schon am kupferbeschlagenen Eingangsportal prangen reliefartig Gesetzestafel, brennender Dornbusch und die Hand Gottes. Drückt ein Gläubiger die Klinke, reicht er dem Evangelisten Markus in Form eines Löwenkopfes die Hand.

Hinter der Tür offenbart sich ein heller, hoher Kirchenraum. 120 Menschen finden hier Platz, auf dem Empore weitere 80. Nicht nur Gottesdienste füllen die Stuhlreihen, sondern auch Konzerte und Ausstellungen. Bei großem Andrang reicht der Platz für bis zu 400 Menschen – zum Beispiel im Weihnachtsgottesdienst.

Zur Barbarafeier von HKM hat die Auferstehungskirche eine Verbindung

Wer aus den vorderen Stuhlreihen den Blick schweifen lässt, betrachtet die Holzintarsien der Kanzel. Sie erzählen von der Auferweckung des toten Lazarus; von Jesus, der seinen Jüngern die Füße wäscht, vom Einzug nach Jerusalem. Neben dem Altar illustriert ein Buntglasfenster die Auferstehung: Frauen auf dem Weg zum leeren Grab treffen auf einen Engel, schließlich krönt der auferstandene Christus als höchstes Motiv das Fenster.

Und der Stahl? Mit dem Wegrosten der Kirchturmspitze ist er keineswegs gewichen. Noch heute sitzen auf vielen der Stühle im Gottesdienst Menschen, die werktags am Hochofen stehen. Nicht umsonst ist HKM Kooperationspartner des Familienzentrums, ist die evangelische Gemeinde neben der katholischen ein Mitausrichter der traditionellen Barbarafeier des Konzerns. Ein Gebetsglobus aus der HKM-Lehrwerkstatt schmückt seit ein paar Jahren den Innenraum der Kirche. Und so lässt sich sagen: HKM und die Auferstehungskirche verbindet nicht nur eine Seele aus Stahl – sie sind miteinander auch im Gebet verbunden.