Ob nach leichten Unfällen im Haushalt oder dem großen Zusammenstoß, die Unfallambulanz ist für den Notfall gerüstet
Mit dem Frühling kommen die Motorradfahrer auf die Straßen. Und nicht selten enden ihre Fahrten in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU) in Buchholz. Wer nun neben dem Helm Schutzkleidung trägt, mag glimpflicher davon kommen. "Aber immer wieder haben wir Leute, die in Jeans und Schlappen fahren. Das sind dann richtig schlimme Verletzungen." Eva Evers ist leitende Krankenschwester in der Unfallambulanz der BGU und hat über die Jahre gehörigen Respekt vor Motorrädern entwickelt.
Dabei ist es nicht so, dass nur Zweiradfahrer in ihrer Abteilung landen. "Die Patienten kommen zu uns, egal, ob sie einen Wege- oder einen Sportunfall, einen Arbeits- oder Hausunfall hatten. Weil wir eben nah sind." Andere wiederum werden mit dem Rettungswagen oder dem Hubschrauber gebracht, weil die Klinik nicht nur nah, sondern auch gut gerüstet ist - und über ein gut ausgearbeitetes Polytrauma-Management verfügt.
"Hier im Team weiß jeder genau, was er wann und warum zu tun hat. So was muss sitzen. Wenn wir angefunkt werden, dass ein Patient unterwegs ist, beginnen wir schon mit den Vorbereitungen." Nicht die Weisung des Arztes gilt es abzuwarten, "wir werden aus den Arztgesprächen heraus tätig." Vorbereitungen zum Röntgen, die mobile Ultraschall-Einheit heranholen. Denn häufig würden Patienten gebracht, deren Zustand derart kritisch sei, dass es keine Zeit zu verlieren gelte. "Dann kann es auch vorkommen, dass im Schockraum operiert wird. Wir haben dort alle nötigen Geräte um zu röntgen. Die Bilder sind dann digital auf einem Bildschirm zu sehen. Im Schockraum kann aber auch intubiert werden und er ist mit allen Geräten ausgestattet, um den Patienten zu überwachen. Sonst ginge das gar nicht. Manche Fälle sind so kritisch, dass den Ärzten und uns Schwestern die Zeit fehlt, uns umzuziehen. Aber wenn die Zeit nicht reicht, jemanden in den OP zu fahren, machen die Ärzte das eben hier. Die Hauptsache ist doch, der Mensch überlebt."
Tragische Verläufe gebe es immer wieder. "Aber hier in der Klinik wird viel möglich gemacht. Es gibt umfangreiche Reha-Angebote zur Wiedereingliederung und Physio- und Ergotherapeuten, die die Patienten auch ambulant weiter begleiten." Manchmal jedoch gebe es keine pyhsischen Erklärungen. "Da kann ein Patient nicht laufen und die Ärzte können keine medizinischen Ursachen dafür ausmachen. Dann wird meist schnell einer unserer Psychologen hinzugezogen."
Doch auch fernab der kritischen Fälle hat das Team der leitenden Schwester alle Hände voll zu tun: "Manche Patienten kommen zu uns, weil sie eine Zweitmeinung unserer Ärzte hören wollen. Aber wir sind bei berufsgenossenschaftlichen Unfällen auch zuständig, wenn Fragen zur weiteren Arbeitsunfähigkeit zu klären sind." Auch wenn Hausärzte medizinisch nicht weiter wüssten, überwiesen sie an die BGU. "Hinzu kommen Sprechstunden, die durch uns abgedeckt werden. Wir machen Blasenfunktionsmessungen und Querschnittspatienten-Sprechstunden."
Ein breites Spektrum - das in den vergangenen Jahren beständig gewachsen ist: "Man wächst mit seinen Aufgaben. Und zudem stimmt das Umfeld. Die Kollegen auf den Stationen sind oft nicht zu beneiden, wenn sie mit unzufriedenen Patienten zu tun haben, die über Wochen bleiben. Hier sehen wir zu, dass wir alle Patienten gut und zügig versorgen." Und am nächsten Tag - kommen neue.