Als 65 Mädchen und Jungen 1938 in Großenbaum eingeschult wurden, ahnten sie noch nicht, welch große Veränderungen die Kriegs- und Nachkriegswirren ihnen bringen würden
An der Grundschule Großenbaumer Allee in Großenbaum wurden jetzt Schultüten verteilt, kleiner als üblich, dafür aber um so liebevoller gestaltet. Es gab sie jedoch nicht, mitten im Schuljahr, für Schulanfänger von heute, sondern für die Schulanfänger des Jahres 1938, also vor 70 Jahren. Für sie gab Schulleiterin Ursula Wenk jetzt einen Empfang an der Schule. 65 Mädchen und Jungen waren 1938 an den beiden damals noch konfessionell ausgerichteten Großenbaumer Schulen, der Evangelischen Volksschule Lauenburger Allee und der Katholischen Volksschule Großenbaumer Allee, eingeschult worden. Klassenlehrerin der katholischen Klasse war damals Dr. Maria Koch, später Professorin an der Pädagogischen Hochschule. Im Jahr darauf wurden die konfessionelle Bindung beider Schulen aufgehoben und die Klassen neu zusammengestellt. Eine der neuen Klassen an der Großenbaumer Allee wurde von Elisabeth Börger übernommen.
"Es gab große Klassen mit 53,5 Kindern im Durchschnitt"
Verglichen mit dem Durcheinander, das der Zweite Weltkrieg brachte, war diese erste Umgruppierung harmlos. Bis 1942 gab es Einquartierungen an der Schule. Wegen der nächtlichen Bombardements wurden die Unterrichtszeiten verschoben. „Es gab sehr große Klassen mit 53,5 Kindern im Durchschnitt”, so Wenk. Schule ganz geschlossen. Die Kinder wurden evakuiert, kamen zur Kinderlandverschickung ins Allgäu und in die damalige Tschechei. Erst 1945 fanden sie in Großenbaum wieder zusammen. Ostern 1946 war die Entlassung. Trotz dieser Wirren ist der Zusammenhang der Klasse beachtlich.
Kriegszerstörtes Duisburg
1/42
Zwei Mitschülerinnen pflegen die Adressen der überlebenden 28 Schüler. Von 22 von ihnen gab es jetzt Zusagen zum Klassentreffen, dem insgesamt fünften. Gisela Hallmann, Inge Behmer und Karl Oberem hatten es organisiert. Eine ehemalige Mitschülerin machten sie in Australien aus. Sie konnte nicht mehr kurzfristig anreisen. Aber aus Isny im Allgäu und aus der Nähe von Schwäbisch Hall waren die Ehemaligen nach Duisburg gekommen.
"Die Gebäude sehen noch genauso aus wie damals"
Dort begrüßte sie der Schulchor mit einem Ständchen. Nach kurzer Begrüßung führte Ursula Wenk die Ehemaligen durch die Gebäude. „Die Gebäude sehen noch genauso aus wie damals”, stellte Karl Oberem fest. Die Kriegsschäden waren klein geblieben. Dann kehrte man in einer Gaststätte ein.
Schulgeschichte
Unklare Geschichtsschreibung
Die "Festschrift 450 Jahre Großenbaum" von 1982 liefert zur Schulgeschichte keine Klarheit: Darin heißt es einmal "1911 wurde auch eine evangelische Volksschule eröffnet. Die katholischen Kinder jedoch mussten weiterhin noch zu fünf verschiedenen Schulen pilgern". Wenig später liest man "1910 zählten zur katholischen Volksschule für die Jahrgänge 1 bis 8 einschließlich der evangelischen 390 Schüler mit fünf Lehrern und einer Lehrerin".
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