Ein halbes Jahr nach Einrichtung eines Raucherclubs in ihrer Buchholzer Einraumkneipe hat die Wirtin das Rauchen aufgegeben - und rauchende Gäste hinzugewonnen
Den Vereinszweck eines Rauchclubs muss man wohl langatmig nicht erklären. Die Rätsel fangen erst an, wenn man mit den Gästen - und immerhin zählt der Verein mit dem bezeichnenden Namen „Zieh’ durch – rauch weg” bereits 107 Mitglieder - das Gespräch sucht.
Da wäre also Renate Kiesel. Sie kommt gern in den Treff 49. Weil sei dort rauchen kann, fragt man, obwohl man ohnedies fest davon ausgeht. „Ich rauche gar nicht mehr.” Aha – und wieso dann der Kaffeegenuss im Dunstkreis eines Etablissements, auf dessen Tür ein „Rauch-Gütesiegel” pappt?
„Weil es hier nett ist und ich immer schon gern hierher gekommen bein. Mich stört es ja nicht, wenn andere Leute rauchen”, rückt Renate Kiesel das Vorurteil gerade. Bis hierher: Vor einem halben Jahr war es, dass Wirtin Monika Behrendt ihre Einraum- Kneipe im Rahmen der neuen Nichtraucher-Schutz- Gesetze zum Rauchclub umfunktionierte. Die Zahl der Gäste, die dem Etablissement seither den Rücken kehrten, kann sie an einer Hand abzählen.
Um fünf Herren handle es sich, die nicht rauchen und so eben auch nicht erfreut gewesen seien, als die Wirtin gerade den Ort, an dem sie tranken und nicht rauchten, zum Rauchclub umfunktionierte. „Hätte ich das nicht getan, hätte ich meinen Laden aber schließen müssen. Rund 80 Prozent meiner Gäste sind schließlich Raucher.”
Für die Gegangenen, um die es Monika Behrendt noch jetzt leid tut, reihten sich Neue an der Theke ein, die mit dem Verbot zum Rauchen vor die Türen ihrer ehemaligen Stammkneipen gestellt wurden. Doch lange nicht jedes Clubmitglied kommt zum Rauchen nach Buchholz – die Kundschaft differenziert. „Ich würde niemals in einem Restaurant rauchen, wenn Leute essen. Das finde ich widerlich – obwohl ich Raucher bin”, betont Alfons Kiesel.
Aber die Wahlfreiheit, die hätte er gern. Ebenso seine Frau, jetzige Nichtraucherin: „Überall wo man war, wurde man nach Einführung des Rauchverbots vor die Tür geschickt.”
Das sei nun kein gutes Klima, in dem sich unbekümmert qualmen lasse. Also legte sie von einem Tag auf den anderen die Kippen weg. Auch der Gatte kann auf rauchfreie Jahre zurück blicken: „Besonders schwierig war es in Situationen, in denen man sonst gern eine Zigarette geraucht hat. Zum Beispiel in geselliger Runde, beim Bier. Da fehlt dann schon etwas.” Wirtin Monika Behrendt hat diesen Drang bekämpft, im Herbst vergangenen Jahres ließ sie vom Rauchen.
Und man muss schon zweimal hinhören, wenn die Rauchclub- Chefin das sagt, „aus gesundheitlichen Gründen”, fügt sie an. Wie das einher gehe mit dem Passiv-Rauchen im „Clubraum”? Es müsse gehen, „ich kann mich ja nicht raus vor die Tür stellen, wenn ich hier Kundschaft habe.” Gut, das sagt sie selbst, sei dieser Zustand natürlich nicht.
Aber die Gäste, so das Fazit nach einem halben Jahr, sind immerhin geblieben, und wenn sie ausblieben – kamen neue.