Mitte/Süd. . Zwei neue Schiedsleute sind vereidigt. Ihre Aufgabe: Bei Streit vermitteln, damit es nicht zum Gerichtsverfahren kommt. Das ist nicht immer einfach.

Schlichten statt Richten. Neriman Özdemir-Reimholz und Helmut Hartmann wollen Menschen bei Konflikten helfen, sich zu einigen. Die beiden haben sich zum Schiedsmann beziehungsweise zur Schiedsfrau ausbilden lassen – und wurden jetzt vereidigt. Ab sofort stehen Özdemir-Reimholz in Huckingen, Wanheimerort und Angerhausen und Hartmann im Dellviertel als Streitschlichter zur Verfügung.

Obwohl beide voll berufstätig sind, freuen sie sich auf ihre Aufgaben – auch wenn sie die in ihrer Freizeit bewältigen müssen. Mit fünf bis acht Fällen müssen die beiden Schiedsleute pro Jahr rechnen. „Ich bin gut organisiert und denke, dass ich das sehr gut mit meinem Beruf und der Familie vereinbaren kann“, sagt Özdemir-Reimholz (45), die als Anwältin in Düsseldorf arbeitet und zudem Mutter zweier Kinder ist. Sie freut sich auf die neuen Aufgaben. „Ich habe in meinem Beruf schon oft erlebt, dass viele Auseinandersetzungen außergerichtlich hätten geregelt werden können“, sagt sie.

Schiedsmann werden kann jeder – aber eine Voraussetzung gibt es

Dass sie als Juristin arbeitet, ist kein Problem für ihre neue Funktion. Zwar könnte man unterstellen, sie könne als Schiedsfrau auf Mandantenfang gehen. Aber: „Wir sehen keine Probleme mit ihrem Beruf, das ist durchaus erlaubt, beides zu verbinden“, sagt Hartmut Kirschner, Schiedsmann und Mediator sowie Vorsitzender des Landgerichtsbezirks Duisburg im Bund Deutscher Schiedsmänner und -frauen. „Im Prinzip kann jeder, der nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten ist, Schiedsmann werden“, erklärt er weiter.

Özdemir-Reimholz will ihre Sprechstunde in den eigenen vier Wänden anbieten. Angst davor zwischen die Fronten zu geraten, hat sie nicht: „Ich bin ein vermittelnder Mensch und will anderen dabei helfen, sich zu einigen“, bekräftigt sie. Wie Hartmann reizt es sie, Menschen dabei zu helfen, Frieden zu schließen, bevor es vor Gericht zum Krieg kommt.

Immer weniger Menschen sind bereit, ehrenamtlich als Schiedsleute zu arbeiten

Volker Zekl, stellvertretender Leiter des Amtsgerichts in der Innenstadt, betont, dass er sich viel mehr Schiedsmänner und -frauen wünschen würde. „In Duisburg gibt es etwa 20 Menschen, die ehrenamtlich in dieser Funktion arbeiten. Es wird leider immer schwieriger, Bürger zu finden, die dieser Tätigkeit nachgehen wollen“, sagt er. „Daher freue ich mich über zwei so engagierte Personen. Die Justiz ist sehr glücklich, dass es diese Funktion gibt.“

Normalerweise ist es Voraussetzung, in dem Stadtteil zu leben, in dem man als Schiedsmann oder -frau tätig ist. Bei Helmut Hartmann, der sonst als Vertriebsmanager arbeitet, hat man allerdings eine Ausnahme gemacht – auf Grund des Mangels an Ehrenamtlern in der Stadt. Hartmann wohnt in Wanheimerort, soll aber Menschen aus dem Dellviertel betreuen. „Die Stadtteile liegen so nah zusammen, dass wir da nicht ganz so streng sind“, so Zekl.

Schiedsleute vermitteln bei Nachbarschaftsstreits und persönlichen Fehden

Vor allem Nachbarschaftsstreitigkeiten und Fehden, bei denen es um die persönliche Ehre geht, werden auf die neuen Schiedsleute zukommen. Sie können bei Fortbildungen weiter lernen, um beispielsweise auch als Mediator zu fungieren. „Ich hoffe, wir können mit unserer Arbeit positiven Einfluss nehmen“, sagt Hartmann. „Außerdem arbeite ich gerne mit Menschen“, so der 58-Jährige weiter. Dass er sich mit deren Problemen und ihrer Wut auseinandersetzen muss, ist für ihn kein Problem, ganz im Gegenteil. Das macht für ihn den Reiz an der neuen Aufgabe aus.