Hochfeld.

Das Bienenreich ist gerade mal eine knappe Stunde offiziell geöffnet, und es geht bereits zu, na, wie in einem Bienenstock. Kinder und Vampire schwirren herum, zwischen Werkraum, der Treppe, dem Innenhof, auf der Jagd nach Luftballons und Kuchen und noch mehr Schminke fürs Gesicht. Trotz, nein gerade wegen dieses Trubels sind auch die Erwachsenen bester Stimmung.

„Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, mehr zu tun, als nur Wohnungen zu vermieten“, hatte Winfried Tomczak, Vorstandsvorsitzender der Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Mitte zur Begrüßung gesagt. Die Genossenschaft stellt das ehemalige Ladenlokal kostenlos zur Verfügung, damit dort Schach- und Malkurse, Yoga und Gedächtnistraining für Kinder stattfinden können.

Ehrenamtliche sind gefragt

Als das Ladenlokal, ein ehemaliges Gardinengeschäft, frei geworden sei, habe man nicht lange gezögert. Dass der Stundenplan an der Wand noch Lücken aufweist, ist gewollt: „Es sollte kein festes Konzept geben, bei dem alles schon fertig durchstrukturiert ist, wir sind offen für Anregungen“, sagt die Leiterin des Bienenreichs Susanne Heß. Möchten die Kinder noch etwas anderes lernen, möchten sich die Mütter mit Krabbelkindern vormittags treffen, soll es Nähkurse geben? „Wir werden gucken, was nachgefragt wird“, sagt Tomczak.

Künftig könne man auch gemeinsam mit Ehrenamtlichen etwas auf die Beine stellen. Deren Hilfe wird ohnehin nottun, denn schon jetzt stapeln sich bei Susanne Heß die Anmeldungen für die kostenlosen Kurse. Die stehen keineswegs nur Kindern aus Genossenschaftswohnungen offen, sondern allen Hochfelder Kindern, wie Joachim Schneider, Mitglied der Bezirksvertretung Mitte und des Stadtteilausschusses Hochfeld betont. Schließlich gehe es bei dem Projekt auch darum, „den Stadtteil nach vorne zu bringen“.

Als Nejla Demirtaş erfuhr, dass in ihrem Wohnviertel ein Raum speziell für Kinder eröffnet würde, fühlte sie sich an ihre eigene Kindheit erinnert: „Als ich klein war, gab es bei uns auch einen Treff, wo wir gemeinsam gekocht, gemalt, gebastelt haben – deshalb habe ich mich sehr für die Kinder gefreut.“ Ihre neunjährige Tochter Erva probiert schon einmal das Farbangebot im Werkraum aus: Die Moschee, die sie malt, bekommt leuchtend grüne Tore und viele bunte Kleckse drum herum. Die achtjährige Rana hat fast ihr gesamtes Blatt mit Linien, Streifen und Tupfen bedeckt. Was das sein soll, will einer der vorbeieilenden Vampire wissen – die Künstlerin hüllt sich in Schweigen. „Vielleicht Mickey Mouse“, mutmaßt Erva. Und tatsächlich erinnern zwei blaue Flächen entfernt an Mickeys Ohren. „Aber meint ihr denn, dass man immer etwas Bestimmtes darstellen muss? Oder kann man auch einfach so mit Farben experimentieren?“, fragt Karin Dauenheimer, selbst Künstlerin, und an der Organisation der Kurse im Bienenreich beteiligt. „Wahrscheinlich kann man auch einfach so mit Farben malen“, murmelt der Vampir und zieht von dannen. Wie auch immer, etwas Farbe kann hier jedenfalls nicht schaden – auch im übertragenen Sinne, wenn es um das Bild geht, das andere von Hochfeld haben. Dass manche Leute ihre Kinder extra in andere Stadtteile zur Schule schicken, kann Nejla Demirtaş nicht nachvollziehen. „Es macht mich traurig, dass viele eine schlechte Meinung von Hochfeld haben – hier tut sich doch einiges, und die Lehrerinnen sind ganz toll!“

Das Lob gilt zum Beispiel Jana Kerschkamp, Klassenlehrerin der 4c nebenan an der Friedensschule, die zu Beginn der Eröffnungsfeier mit ihren Schülern Musikstücke aufgeführt hatte – mit viel Trommelwirbel, bunten Tüchern, Klatschen und Stampfen und einfachen Tanzschritten. Sie kann sich auch künftige Kooperationen von Bienenreich und Grundschule etwa im AG-Bereich oder im Kunstunterricht vorstellen. So vielen Akteuren ist daran gelegen, dass dieses Projekt von Dauer ist und immer weiter wächst – dem Kindertreff scheint eine honigsüße Zukunft bevorzustehen.