Duisburg-Hüttenheim. . Zwei Wochen lang haben Forscher auf dem HKM-Gelände nach Historischem gegraben. Gefunden haben sie etwas – aber nicht das, was sie erwartet hatten.
Stahlarbeiter und Archäologen haben sich in den vergangenen zwei Wochen bei den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) den Helm in die Hand gegeben: Zu Füßen des Gasometers baggerten die Forscher auf der Suche nach Historischem durch die Erde, markierten, pinselten Funde ab. Denn tatsächlich: Gefunden haben sie etwas. Nur nicht ganz das, was sie erwartet hatten.
Gleich nebenan liegt das Bodendenkmal, wo sich das ehemalige Dorf Ehingen entlang des Ehinger Bergs zog. „Von dort kennen wir Funde, die von der Bronzezeit über die Eisenzeit bis ins Mittelalter reichen“, sagt Dr. Birgitta Kunz von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt. Ähnliches hatten die Archäologen auch hier erwartet, wo demnächst der neue Gasometer gebaut werden soll. Deshalb gilt die Auflage, dass vor dem Bau fachmännisch untersucht und geborgen wird, was zu bergen ist. „Wir haben hier Siedlungsfunde erwartet“, sagt Kunz. Und zwar vom Mittelalter bis zur Neuzeit.
Die Kellergewölbe auf dem HKM-Gelände sind gut erhalten
Doch von Mittelalter keine Spur. Immerhin: Die ältesten bis jetzt datierbaren Funde stammen aus dem 17. bis 18. Jahrhundert, Buntkeramik. Ein Mühlenstein aus Basaltlava lag auf einer Latrine. Auch Fliesen und Porzellan haben die Ausgrabungen zutage gefördert, außerdem Tierknochen. Und vor allem: Kellergewölbe. Die immerhin sind gut erhalten, aber nicht von historischem Wert. Ihr Alter lässt sich nicht genau feststellen; klar ist aber: Abgerissen wurden sie nach 1950, als die ehemalige Siedlung unter dem Stahlwerk verschwand. Ausgrabungsleiter Ingmar Luther zeigt auf ein paar Fliesen aus der Gründerzeit um 1900: „Das könnte eine kleine Küche gewesen sein.“
Gelbe Zettel mit Nummern drauf markieren die Funde in den Ausgrabungsgruben. Die alten Mauern werden abgerissen und verschwinden unter dem neuen Gasometer. Einige Funde wie die Gründerzeitfliesen bleiben für die Nachwelt auch abseits der Dokumentation erhalten: Sie finden Eingang ins Fundarchiv der Unteren Denkmalbehörde. Auf diesen Fundus greift für seine Ausstellungen auch das Kultur- und Stadthistorische Museum zurück. Denkbar also, dass manche der Stücke, die bis jetzt unter dem neuen Gasometer geschlummert haben, einst in einer Ausstellung zu neuem Leben erwachen.
HKM erweiterte sein Werk in den 1950er Jahren auf früheren Siedlungen
Kunz bedauert, dass die Archäologen nicht die erwarteten Funde gemacht haben. „Was wir tatsächlich gefunden haben, ist gestört durch Leitungen und Stahlproduktion“, beschreibt sie die Situation vor Ort – kein Wunder bei einem laufenden Stahlwerk. Als HKM ab den 1950er Jahren sein Werk erweiterte, geschah das auf den Überbleibseln früherer Siedlungen. Kunz: „Wir haben von diesem Ort so gut wie nichts – da gab’s noch kein Denkmalschutzgebiet.“
Gefunden haben die Archäologen bei ihren Grabungen übrigens auch ein Hufeisen. Die Tiefbauarbeiten für den neuen Gasometer beginnen in der kommenden Woche. Einen Glücksbringer hat der neue Gasspeicher schon jetzt.