Wedau. Wahrscheinlich die letzte große Feier auf dem Gelände der Bahnlandwirtschaft. Ältere Hobbygärtner wollen Parzelle aufgeben.
Die Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten des 80-jährigen Bestehens liefen am Freitag zwar wie am Schnürchen, ein wenig Wehmut lag aber trotzdem in der stickigen Sommerluft - wann, wo und ob die nächste Feier mit allen Mitgliedern steigt, ist nämlich unklar. Die Wedauer Abteilung des Kleingartenvereins „Bahnlandwirtschaft Wedau-Bissingheim“ wird im Rahmen des Bauprojekts auf dem Wedauer Güterbahnhof umgesiedelt.
Dort soll ein Wohngebiet für bis zu 10 000 Menschen entstehen.
Ein großer Einschnitt, vor allem für die langjährigen Mitglieder. Groll gegen die Bahnflächenentwicklungsgesellschaft (BEG) hegen aber nur die Wenigsten, versicherte der Vorsitzende, Botho Hagedorn.
Umzug bedeutet zuviel Stress
„Es wird viele Veränderungen geben“, da ist sich Hagedorn sicher. Sobald das Projekt auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs umgesetzt wird, muss die Kleingartenanlage weichen.
Das neue Gelände der Gartenfreunde liegt zwar nur ein paar hundert Meter weiter, ganz in der Nähe der Flüchtlingsunterkunft an der Masurenallee. Doch der Aufwand des Umzugs sei nicht zu unterschätzen, so Hagedorn. Vor allem viele ältere Pächter lösten ihren Vertrag lieber auf, als die Strapazen eines Neuanfang auf sich zu nehmen.
Bislang gibt es 280 Parzellen in der Wedauer Anlage. Am neuen Standort werden es wohl weniger sein. „Pro Pächter gibt es zwar 1500 Euro Prämie. Doch gerade die älteren Mitglieder wollen den Stress nicht“. Entsprechend gefrustet seien einige Gärtner,“, so Hagedorn. „Einige freuen sich aber auch über die 200 m² der neuen Gärten“, erzählte der Vorsitzende.
Auch die Betonplatte samt Wasserversorgung für das neue Häuschen sei ein Anreiz, und überhaupt sei man froh, dass die BEG mit den Gärtnern spreche und nicht direkt mit dem Anwalt angerückt sei. „Wir hoffen noch auf einen Parkplatz und ein schönes Vereinshaus, das uns die BEG bauen könnte“, so Hagedorn.
Anfangs zur Selbstversorgung
Soweit der Blick in die Zukunft. Wie bei solchen Jubiläen üblich, geht der Blick auch zurück. In den Nachkriegsjahren von Eisenbahnern zur Selbstversorgung genutzt, dienen die Gärten seit den 1960er Jahren eher der Erholung und dem Zusammensein mit benachbarten Gärtnern. Manfred Kürzeder kennt diese Entwicklung noch aus erster Hand. „Ich habe meinen Garten 1969 von einem Freund übernommen, ich komme immer noch gerne hier hin.“ Schön sei die Umsiedlung nicht, gibt er zu, aber daran könne man nun mal nichts ändern.