Huckingen. . Beim Therapeutischen Reiten lernen Menschen mit Behinderung den Umgang mit dem Pferd. Kaltblüter Franz sieht es gelassen. Erste Erfolge sind sichtbar
Franz lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Ganz entspannt, an durchhängender Leine angebunden, steht er vor den Stälen des Biegerhofs. Die Ohren des großen Kaltblüters lauschen den Worten von Simone Meinert. „Das gefällt dir was“, sagt sie zu ihm, striegelt vorsichtig sein braunes Fell und fügt hinzu: „Das wirkt beruhigend auf mich.“
Auf der anderen Seite schwingt Brigitte Hansen die Bürste. Franz schweigt und genießt. Der große Vierbeiner ist den Umgang mit vielen Menschen gewohnt, denn: Franz ist ein Therapie-Pferd. Ein dreiviertel Jahr lang wurde er dafür ausgebildet. Die Grundeigenschaften, wie ruhig und gelassen sein und ein liebes Wesen haben, brachte der blonde Zottelkopf mit.
Unter der Aufsicht von Nicole Hocks, ausgebildete Reittherapeutin, ist der Kaltblüter im Einsatz – zusammen mit Friese Rinke, Pferdekollegin Lotte, zwei Betreuerinnen und einer Gruppe von Menschen mit Behinderung. Sie leben mit einer geistigen Behinderung, einer Spastik, Multipler Sklerose oder einer Querschnittslähmung.
„Die Teilnehmerinnen lernen in unserer Ferienfreizeit in erster Linie den Umgang mit dem Tier. Dazu gehört putzen, führen und trensen“, erzählt Hocks über das Projekt für Menschen mit Behinderung. Bei einem kleinen Ausritt in den Biegerpark machen es sich die Teilnehmerinnen auf dem breiten Pferderücken gemütlich, sind aber auch sportlich aktiv. Hoch zu Ross machen sie Gymnastik, kreisen die Arme und bewegen die Beine, „um die Muskulatur zu stärken“, so Hocks. Besonders wichtig für die Teilnehmerinnen, die mit Multipler Sklerose leben.
„Der Bewegungsablauf der Pferde ist genauso wie der des Menschen. Das fördert die Muskelsteuerung und entspannt. Hinzu kommt die Körperwärme des Tieres“, erklärt die Reittherapeutin den Grund, warum sich Pferde für Therapien besonders gut eignen. Für sie ist die Arbeit mit Tier und Mensch eine Herzenssache. Erfolge geben der Ehrenamtlerin etwas zurück. „Eine Teilnehmerin saß im Rollstuhl. Sie war gelähmt. Mittlerweile kann sie selbstständig auf’s Pferd steigen und einige Schritte laufen“, berichtet Hocks von einem Fortschritt, betont aber auch: „Sowas dauert und braucht Zeit, aber der Erfolg kommt irgendwann.“