Huckingen. Hohe Werte für Ammonium und Cyanide im Brunnenwasser. Aber Stadt hält sie nicht für zuverlässig

Die hohen Werte für Ammonium und Cyanid im Brunnenwasser westlich vom Remberger See (wir berichteten) müssten zum Handeln veranlassen – wenn die maßgebliche Wasserprobe den vorgeschriebenen Standards entsprechen würde. Das tut sie aber nach Einschätzung der Stadtverwaltung nicht. Deshalb sei bei ihrer Bewertung Vorsicht geboten. Die Stadtverwaltung nahm jetzt ausführlich dazu Stellung.

Anwohner der Straße Am Rembergsee sind beunruhigt. Ihnen fiel im vergangenen Jahr die seltsame Beschaffenheit ihres Brunnenwassers auf. 50 000 Quadratmeter Fläche in ih­rer Umgebung einschließlich des Remberger Sees wurden jahrzehntelang als Deponie für Bauschutt und Schachtofenschlacke genutzt. Sie sehen einen Zusammenhang damit. Die Wasserprobe, die sie untersuchen ließen, ergab bei Ammonium einen Wert von 16,7 Milligramm je Liter, bei Cyanid von 0,31 mg/l. Laut Trinkwasserverordnung liegen die Grenzwerte für Ammonium bei 0,5 mg/l, für Cyanid bei 0,05 mg/l.

„Bei der maßgeblichen Probe handelt es sich um eine überbrachte Probe“, so Stadtsprecher Falko Firlus. Danach könne jedenfalls nicht festgestellt werden, ob sie von einem ausgebildeten Probenehmer entnommen wurde. Davon aber hänge ab, ob sie fachgerecht entnommen sei und verwertet werden könne.

Firlus weiter: „Ammonium ist ei­ne Verbindung aus Stickstoff und Wasserstoff.“ Erhöhte Werte würden auf Gülle oder Jauche im Wasser hindeuten, höhere Werte auf landwirtschaftliche Einträge. Die aber seien meist zeitlich begrenzt. Würde sich der gemessene Wert auch in einer verwertbaren Probe finden, müsste der Brunnenbetreiber innerhalb einer gemessenen Höchstbelastung von 200 mg/l langfristig handeln. Er müsste also überlegen, ob der Brunnen verlegt oder saniert werden könne oder ein Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung in Betracht komme.

Bei Cyaniden sei die Sache komplizierter. Dabei handele es sich, so der Stadtsprecher, entweder um Salze oder um Blausäure. „Blausäure ist giftig.“ Cyanide kämen in der Natur vor, würden aber auch technisch hergestellt und in der Metallgewinnung genutzt. Bei der nicht-giftigen Form wären Überschreitungen des Grenzwertes um das Vierfache auf bis zu 0,2 mg/l kurzfristig hinnehmbar. Ein Wert von 0,31 mg/l zwinge dagegen, würde er sich bestätigen, sofort zum Handeln. Erst recht, so Falko Firlus, wäre das der Fall, wenn es sich um die giftige Blausäure selbst handeln würde. Dagegen spreche aber der gemessene ph-Wert von 11,18. Firlus: „Unterhalb eines ph-Wertes von 9,2 liegt diese giftige Form vor.“ Aber die Probe sei ja nicht verwertbar. „Generell muss der Brunneninhaber solche Veränderungen melden, damit die Ursache geklärt werden kann.“