Süd. . Christel Heib und Rainer Bertram sind die beiden ersten ehrenamtlichen Beerdigungsleiter im Süden. Eine traurige Aufgabe? Nein, finden sie.

Den Geschmack von Omas Vanillepudding werden die Enkel nie vergessen. Auch wenn sie ihre Großmutter nur noch an deren Grab besuchen können: Die Erinnerung an den Vanillepudding bleibt. Es ist eine schöne, eine persönliche Erinnerung; eine, die Vergangenes lebendig hält. Eine gute Erinnerung für eine Trauerrede. Reden ist einfach, könnte man in Anlehnung an Mark Twain sagen: Man muss nur die falschen Worte weglassen. Die richtigen auszusprechen, das haben Christel Heib und Rainer Bertram in den vergangenen neun Monaten gelernt. Sie sind die ersten beiden ehrenamtlichen Beerdigungsleiter des Duisburger Südens.

Die richtigen Worte zu finden und die falschen wegzulassen, ist nur Teil der Aufgaben eines Beerdigungsleiters. Weihwasser, Weihrauch und das Kreuzzeichen am Grab gehören auch dazu. Heib und Bertram müssen sich auskennen in der Theologie von Tod und Trauer, mit den Riten des kirchlichen Begräbnisses, mit dem Bestattungsgesetz. „Wir haben die gleiche Beauftragung zu beerdigen wie auch ein Priester“, stellt Bertram fest.

50 Beerdigungen pro Jahr in St. Dionysius

Seine erste Beerdigung hat er schon geleitet. Begleitet hat er bereits Hunderte: Seit 1999 zählt er zum Küsterkreis, „bei jeder Beerdigung bin ich hier dabei.“ In seiner, der St.-Dionysius-Gemeinde, werden rund 50 Menschen pro Jahr beerdigt. Christel Heib hat ihre erste Beerdigung noch vor sich, aber auch sie hat unter anderem als nebenamtliche Organistin in ihrer Gemeinde St. Raphael ungezählte gesehen. „Beruhigt“ sieht sie ihrem ersten Einsatz als Beerdigungsleiterin nach dem Kurs des Bistums Essen entgehen.

Eine traurige Aufgabe mögen andere im Einsatz von Christel Heib und Rainer Bertram sehen; sie selber tun das nicht. „Das gehört zum christlichen Leben dazu“, sagt Bertram schlicht. „Für mich ist mit dem Tod nicht das Ende da, sondern ein Neuanfang.“ Heib ergänzt: „Das ewige Leben.“ Ein tröstlicher Gedanke.

Gespräche mit den Angehörigen

Doch auch im Hier und Jetzt sollen die Angehörigen der Verstorbenen Trost finden. Im Gespräch mit den Beerdigungsleitern erzählen sie, was den geliebten Menschen ausgemacht hat: „Wie der Opa ein Fußballspiel kommentiert hat“, verrät Bertram, oder eben, dass die Oma immer Vanillepudding gekocht hat. Dass der Mann ein Dickkopf war. „Man erfährt auch vieles, was nicht für die Trauerrede geeignet ist“, sagt Bertram. Das heißt aber nicht, dass es vergebens gesagt wurde. „Solche Sachen rauszulassen, kann bei der Trauerbewältigung unheimlich helfen.“

Für Christel Heib und Rainer Bertram ist ihr ehrenamtlicher Einsatz gelebte Nächstenliebe, gelebte Barmherzigkeit. Einen „Liebesdienst am Verstorbenen und an den Angehörigen“ nennt Heib ihre Aufgabe. Eine große Aufgabe, Trost zu spenden im Angesicht des Todes. Der Glaube hilft dabei: Der Vanillepudding der Oma wird jetzt im Himmel serviert.