Wanheim. . 14 Unternehmen und Verbände stellen sich bei der 1. Ausbildungsmesse in der Schule Beim Knevelshof vor. Viele Schüler kennen nur ein kleines Spektrum an Berufen.

Die meisten Jungen von der Hauptschule Beim Knevelshof wollen Mechatroniker werden. Weil sie sich für Autos interessieren - aber auch, weil sie die Alternativen nicht kennen. Deshalb hat die Schule nun ihre erste Ausbildungsmesse „Wir wollen’s wissen“ organisiert. 14 Unternehmen und Verbände stellten gestern ihre Ausbildungsberufe vor. Mit dabei: die Kreishandwerkerschaft, die Post, die Helioskliniken, Chemie- und Logistikfirmen.

Laura Bachl, Studien- und Berufswahlkoordinatorin der Schule, hat die Messe ein halbes Jahr lang vorbereitet. „Es war gar nicht so einfach. Die Unternehmen warten nicht gerade darauf, dass eine Hauptschule bei ihnen anklopft“, sagt die Lehrerin. Die Schüler haben feste Termine mit den einzelnen Gesprächspartnern vereinbart. „Dabei kommt mehr heraus. Es bringt nicht viel, wenn die Jugendlichen auf den großen Ausbildungsmessen von Stand zu Stand laufen, sich aber nicht trauen, jemanden anzusprechen“, weiß Schulleiterin Sabine Wiese.

In der Klasse 10B der Wanheimer Hauptschule hat bislang ein einziger von insgesamt 15 Schülern einen Ausbildungsvertrag für diesen August in der Tasche. Das Handwerk kann andererseits noch jede Menge offene Ausbildungsplätze bieten, in insgesamt 128 verschiedenen Berufen. Bärbel Stapelmann von der Ausbildungsabteilung der Kreishandwerkerschaft schickt in der Regel 800 Verträge pro Jahr raus, bisher liegt die Zahl für 2016 unter 200.

Das Problem: „Es gibt zum Teil erhebliche Defizite bei den Bewerbern“, erklärt Uwe Horstmann von der Sanitärinnung. Wenn Schüler 20 Prozent von 50 Euro ausrechnen sollen, hapere es schon. In den großen Firmen, die ihre Bewerber in mehreren Aufnahmetests aussieben, haben diese Schüler keine Chance. „Dabei darf man nicht verallgemeinern. Bei uns sich Hauptschüler willkommen“, sagt Christoph Lanken von den Bildungszentren des Baugewerbes in Krefeld.

Zahl der Studienabbrecher steigt

Er spricht sich gegen die „grassierende Akademisierung“ aus. „Es stimmt nicht, dass einem mit dem Abitur automatisch alle Wege offen stehen“. In diesem Zusammenhang erwähnt Lanken die steigende Zahl von Studienabbrechern, die sogar kurz vor dem Bachelorabschluss bei ihm nach einer Ausbildung fragen.

Nico, der den Knevelshof-Schülern gestern zeigte, wie man eine kleine Mauer hochzieht, hat einen anderen Weg beschritten. Er absolviert eine Maurerlehre und will danach den Meister machen. „Ich bin voll zufrieden, das ist genau das Richtige für mich“, sagt er.

Alishan möchte Kinderpflegerin werden. Die Schülerin der Klasse 10B ist glücklich, wahrscheinlich hat sie gerade auf der Ausbildungsmesse einen Praktikumsplatz in einer Kita ergattert. Mitschülerin Monique wird eine Bewerbung bei den Wirtschaftbetrieben einreichen. Ein Gespräch am Messestand hat ihr Interesse für den Garten- und Landschaftsbau geweckt.

Generell empfiehlt Uwe Horstmann von der Sanitär-, Heizungs- und Klima-Innung ein Praktikum. Da könnten Betriebe die jungen Leute kennenlernen, das sage oft mehr als Schulnoten. Was Arbeitgeber verständlicherweise überhaupt nicht mögen, sind unentschuldigte Fehlstunden auf dem Zeugnis.