Serm. . Die Vorschulkinder der Zauberstern-Kitas fahren regelmäßig zum Bengerhof: Dort bringt Therapiepony Donnerzauber ihnen den Umgang mit Pferden bei.

Sie ist die einzige Mitarbeiterin der Zaubersterne, die ihr Gehalt in Form von Heu und Möhren ausgezahlt bekommt: Donnerzauber. Geduldig lässt sich die zwölfjährige Stute streicheln und striegeln, füttern und reiten. Das ist ihr Job: Auf diese Weise schult das Therapiepony die Vorschulkinder des Kita-Trägers in sozialen und motorischen Kompetenzen. 450 Kinder besuchen zurzeit stadtweit eine der inklusiven Kindertagesstätten. Bis sie eingeschult werden, werden sie alle auf Donnerzaubers Rücken gesessen haben.

„Wir wollen den Kindern einen Zugang zur Tierwelt geben“, erklärt Claudia Kiesler das Ziel des Projekts. Die pädagogische Leiterin der Zaubersterne weiß: In Serm, wo Donnerzauber auf dem Bengerhof ihren Einsatzort hat, wachsen Kinder noch mit dem Wissen auf, was ein Bauernhof ist und welche Tiere dort leben. Doch Serm ist die Ausnahme. Je städtischer geprägt der Stadtteil, desto weniger normal ist für Kinder der Umgang mit Tieren. „Die haben oft keinen Zugang zur natürlichen Tierwelt – maximal zum Meerschweinchen im Käfig“, sagt Kiesler.

Erzieherin Charlene Ambrosius zeigt Joel (6), wie das mit der Möhre richtig geht: Daumen runter, sonst hält das Pony den auch für eine Möhre.
Erzieherin Charlene Ambrosius zeigt Joel (6), wie das mit der Möhre richtig geht: Daumen runter, sonst hält das Pony den auch für eine Möhre. © FUNKE Foto Services

Und dank des Projekts zu Donnerzauber. „Daumen runter“, warnt eine Erzieherin die vier Steppke, die dem Therapiepony heute von der Hochfelder Kita aus einen Besuch abstatten. „Sonst hält sie den für eine Möhre.“ Kichern und Zucken, als Donnerzauber das Stückchen Möhre von der flachen Kinderhand nimmt. Später, in der Reithalle, führt die sechsjährige Michrimah das Pferd ganz selbstverständlich herum. Sie strahlt. Donnerzauber ist das erste Pferd, dem sie begegnet, „schön“ findet sie das.

So wie eigentlich alle Kinder und Eltern der Zaubersterne, erzählt Kiesler. Gruppenweise gehen die Vorschulkinder zehn Wochen lang eine Stunde pro Woche auf den Bengerhof, striegeln und füttern das Pony, lernen den Umgang mit dem Tier und das Reiten darauf. Motorische Fähigkeiten werden geschult: Auf dem Pferderücken die Balance zu halten, will erstmal gelernt sein. Schüchterne Kinder werden selbstbewusster; aggressivere rücksichtsvoller. „Die Kinder erfahren Akzeptanz und positive Aufmerksamkeit.“ Nicht alle kennen das von zu Hause. Die inklusiven Kinder der Kita profitieren besonders vom Umgang mit Donnerzauber: „Da, wo diese Kinder im Umgang mit Menschen manchmal schwierig sind, ist es ganz erstaunlich, welche Kompetenzen sie beim Umgang mit dem Pferd entwickeln“, freut sich Kiesler.

Das Projekt Donnerzauber läuft seit drei Jahren, auch die Buchholzer Kita der Zaubersterne hat schon mitgemacht. Die Freude am Umgang mit dem Therapiepony ist den Kindern anzusehen. Und so heißt es von ihrer Seite aus, trotz der Warnung der Erzieherin vor der Fingermöhre, für das Projekt Donnerzauber: Daumen hoch.