Wanheim. Nach 185 Jahren wurde die Traditionsgaststätte an der Düsseldorfer Landstraße aufgegeben. 1831 eröffnet

185 Jahre nach seiner Eröffnung hat „Haus Römer“ an der Düsseldorfer Landstraße 20, eines der ältesten noch existierenden Restaurants im Duisburger Süden, nicht mehr geöffnet: „Wegen Geschäftsaufgabe bleibt unser Restaurant geschlossen. Wir bedanken uns bei unseren Gästen für die langjährige Treue“, steht dort angeschlagen. Von den Betreibern, den Geschwistern Petra Michel und Heinz W. Römer, war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Ihr Spruch auf dem Anrufbeantworter lässt ebenfalls offen, ob der Betrieb wirklich für immer ruht.

Noch vor fünf Jahren hatten die beiden zusammen mit ihren Eltern, den langjährigen Wirtsleuten Christel und Heinrich Römer, sowie Freunden des Hauses auf das 180-Jährige angestoßen. Schon beim 175-Jährigen vor zehn Jahren schien die Zukunft des Familienbetriebs gesichert, denn damals waren die beiden Kinder der Wirtsleute in das Geschäft eingestiegen. Beide haben Berufe in der Gastronomie erlernt.

Bauernhof schon um 1730

Bis 1831 hat es an der Düsseldorfer Landstraße nur den Römerhof, einen Bauernhof, gegeben. Er wurde schon um 1730 erwähnt. Damals sollen 12,5 Hektar Land dazu gehört haben. Die Lage an der wichtigen Verbindung zwischen Duisburg und Düsseldorf, etwa auf der Mitte der Tagesetappe, eignete sich dazu, hier die Reisenden zu bewirten. Und so ließ sich der Landwirt Wilhelm Römer hier eine Schankwirtschaft konzessionieren. Bis 1901 betrieb die Familie auch noch eine Bäckerei.

Von Wilhelm Römer sen. ging das Geschäft einschließlich der Fuhrmannskneipe in den 1860er Jahren auf seinen Sohn Wilhelm Römer jun. über und von ihm wiederum Mitte der 1880er Jahre auf dessen Sohn Johann Römer. Er starb aber schon in jungen Jahren. Von 1910 an führte deshalb seine Witwe Gertrud das Geschäft weiter. Sie erwarb sich als Tante Traudchen einen legendären Ruf und mischte bis zu ihrem Tod im Jahre 1958 im Hause mit.

Das war die Glanzzeit von Haus Römer, denn die D-Bahn, die Vorläuferin der U 79, brachte damals jede Menge Ausflügler vorbei. Sie festigten den Ruf von Haus Römer als Ausflugslokal. Gertrud Römers Sohn Wilhelm Römer führte den Betrieb weiter. 1956 ließ er die Landwirtschaft auslaufen, starb im Jahre 1971 im Alter von 69 Jahren.

Nicht nur der Mindestlohn

Da war sein Sohn Heinrich Römer, der letzte Seniorchef, zusammen mit Ehefrau Christel schon längst das neue Wirtsehepaar an der Düsseldorfer Landstraße. Sie übergaben erst vor ein paar Jahren an ihre beiden Kinder.

Erst seit 1987 hat Haus Römer mit der Gaststätte Haus Scheuten an der Wedauer Straße einen Konkurrenten. Dessen Inhaberin Tina Scheuten kann sich eine mögliche Schließung der Traditionsgaststätte nur mit der allgemein schwierigen Lage der Gastronomie erklären. „Wir haben vor einem Jahr das Essen à la carte aufgegeben“, erklärt sie. „Wir haben uns stattdessen auf unser Kerngeschäft, geschlossene Gesellschaften, also Familienfeiern und Tagungen, konzentriert.“ Haus Römer sei demgegenüber weiterhin ein Speiselokal mit Biergarten und Kegelbahn geblieben.

„Immer weniger Menschen wollen heute gepflegt essen gehen“, sagt Tina Scheuten. Gleichzeitig seien die Menschen preisbewusster geworden. Ihren hohen Qualitätsanspruch hätten sie aber beibehalten. Da werde es immer schwerer, auskömmliche Preise durchzusetzen.

Denn auch von anderer Seite seien die Rahmenbedingungen ja nicht besser geworden. „Der Mindestlohn von 8,50 Euro ist es gar nicht“, gibt die Gastronomin zu bedenken. Mit seiner Einführung hätten aber auch jene Mitarbeiter in höheren Positionen besser bezahlt werden müssen, um den Abstand zu halten. Im Fall Duisburgs komme noch die kräftige Grundsteuererhöhung hinzu. Schließlich erfordere ein so altes Anwesen wie Haus Römer beständig Investitionen. „Es ist schmerzhaft, ein so traditionsreiches Haus aufzugeben.“