Huckingen. Am Mannesmann-Gymnasium soll Mädchen aus den vierten Grundschulklassen die Scheu vor den Naturwissenschaften genommen werden.

Mit Leichtigkeit erstellen Mara (9) und ihre Tischnachbarinnen in einem der Physikräume des Mannesmann-Gymnasiums elektrische Stromkreise, installieren Schalter oder wechseln beim Gleichstrom zwischen Reihen- und Parallelschaltung. Dabei gehen sie erst ins vierte Schuljahr. Aber das Gymnasium will ihnen schon vorab die Scheu vor den Naturwissenschaften nehmen.

„Meine beiden Freundinnen sind auch dabei“, begründet das Mädchen aus Mündelheim, warum es ihm nicht schwergefallen sei, an insgesamt sechs Nachmittagen auch noch in Huckingen die Schulbank zu drücken. Dabei freilich ging es anders zu als im normalen Schulunterricht. „Beim letzten Mal haben wir etwas mit Regenwürmern gemacht“, erzählt Mara. „Und davor haben wir Haare, rote Zwiebeln und Moos unter dem Mikroskop betrachtet.“

Seit drei Jahren wendet sich das Blatt

Wie es sich für eine Schule gehört, die nach den beiden Tüftlern Reinhard und Max Mannesmann benannt ist, liegt am Mannesmann-Gymnasium der Schwerpunkt auf Naturwissenschaften und Technik. Nur ließ sich das in der Vergangenheit schwer mit dem Ziel vereinbaren, auch Mädchen an diese bisherigen Jungen-Domäne heranzuführen. Seit drei Jahren aber wendet sich das Blatt.

Da kam man nämlich an der Schule auf die Idee, Schnupperunterricht für Mädchen in den Naturwissenschaften anzubieten. So gehört Mara in diesem Schuljahr zu insgesamt 40 Grundschülerinnen, die an sechs Nachmittagen für jeweils eine Stunde am Gymnasium experimentieren dürfen. Acht Grundschulen im Bezirk Süd machen dabei mit.

In die Profilklasse – oder nicht?

Angebot hilft bei der Entscheidungsfindung

Bei der Einschulung am Gymnasium müssen sich die Kinder und ihre Eltern entscheiden, ob sie den beiden naturwissenschaftlichen Profilklassen im fünften und sechsten Schuljahr angehören wollen. „Unser Angebot hilft offenbar bei der Entscheidungsfindung“, stellt Philipp Kastrup zufrieden fest. Der Lehrer für Physik und Chemie koordiniert die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). In diesen Fächern nimmt die Schule etliche Förderangebote wahr. In den Profilklassen wird der Nachwuchs dafür angeworben.

25 Schüler bilden am MMG so ei­ne Profilklasse, je zwei Profilklassen pro Jahrgang werden gebildet. In der Vergangenheit waren maximal ein Drittel der Schüler Mädchen. Sie haben im fünften Schuljahr insgesamt vier statt nur zwei Stunden Biologie pro Woche und im sechsten Schuljahr vier statt nur zwei Stunden Physik. Im laufenden Schuljahr ist es erstmals gelungen, den Anteil der Mädchen in den beiden fünften Profilklassen auf etwa die Hälfte zu bringen. Das freut Philipp Kastrup. „Irgendwie steckt das noch ganz tief in uns drin, dass Naturwissenschaften und Technik bloß etwas für Jungen seien“, sagt er.