Wedau. Bis zum Beginn der Vogelschutzzeit wird die Nordhälfte des Geländes vom Wildwuchs befreit.

Anläufe dazu, das große Areal des ehemaligen Rangierbahnhofs und des Ausbesserungswerks wieder nutzbar zu machen, hat es in der Vergangenheit schon mehrere gegeben. Diesmal scheint es ernst zu werden. Im Auftrag der Bahnflächen-Entwicklungsgesellschaft BEG hat eine Fachfirma jetzt damit begonnen, den seit über zehn Jahren auf und zwischen den Gleisen und den Werksanlagen entstandenen Wildwuchs zu beseitigen. Das ist in zwei Schritten geplant. „Wir arbeiten uns von Norden nach Süden und dabei von Westen nach Osten vor“, berichtete jetzt Thomas Lennertz, der Chef der BEG.

In einem ersten Schritt werden die wilden Pflanzen, die sich das vier Kilometer lange Gelände erobert haben, beseitigt. Dazu wurde im Vorfeld geprüft, ob seltene Tierarten davon betroffen sind. Und dabei stießen die Gutachter auf die Zauneidechse. „Eine geschützte Tierart, die das Gelände in großer Zahl besiedelt“, berichtete Klaus-Dieter Büttner, der zuständige BEG-Projektleiter.

Auf sie wird in der Weise Rücksicht genommen, dass so langsam gearbeitet wird, dass die Tiere sich in den jeweils noch nicht betroffenen Bereich zurückziehen können. Büttner: „Es werden extra Maschinen eingesetzt, die auf Gleisen rollen, um sie nicht zu überfahren.“

Der Maschineneinsatz ist aber nur südlich der Wedauer Brücke möglich, wo immer noch Bahngleise liegen. Sie werden anschließend abgebaut und ebenso wie der Gleisschotter recycelt. Nördlich von der Brücke, auf dem Gelände des Ausbesserungswerks, ist Handarbeit angesagt. Vor allem dort wird bis Ende Februar gearbeitet. Dann muss mit Beginn der Brutzeit der Vögel bis zum Herbst eine Pause eingelegt werden. Ab Oktober ist dann der größte Teil der Fläche südlich der Brücke an der Reihe.

Die Kosten dafür beziffert die BEG „im mittleren sechsstelligen Bereich“ liegend. Sie würden aus Mitteln des Landes NRW getragen. Das Land habe Interesse daran, das Areal zu entwickeln, um die Nachfrage nach Wohnraum im Düsseldorfer Umland zu befriedigen.

Die BEG, eine gemeinsame Tochter von Land NRW und Bahn AG, ist für die Planung und Aufbereitung des mit der Größe von 80 Fußballfeldern riesigen Geländes betraut, seitdem die Fläche vom Privatunternehmen Aurelis wieder an die Bahn zurückgegeben wurde. Im März 2015 unterzeichneten BEG und Stadt eine Vereinbarung, sie gemeinsam baureif zu machen. Nördlich der Wedauer Brücke ist eine Gewerbenutzung vorgesehen, südlich eine Wohnbebauung. So ist es seit 1999 geplant, wurde aber nie umgesetzt.

Thomas Lennertz erläutert die Schwierigkeiten: „Das Gelände wieder bebaubar zu machen, erfordert Planungskosten in siebenstelliger Höhe. Ein Risiko, das kein Privatunternehmen auf sich nimmt.“ Zu diesem Zweck entstand schon 2002 die BEG in Essen, die jetzt dafür zuständig ist. Denn nach der Beseitigung des Wildwuchses stehen mit der Klärung der Altlastenproblematik und dem Schallschutz für die künftigen ­Bewohner weitere Hürden bevor, die es zu nehmen gilt. Lennertz: „Wir haben den Auftrag, zu prüfen, ob das geht. Und das wollen wir im Konsens mit allen Beteiligten schaffen.“

Mussten Nutzer wie die Bahn-Kleingärtner und der ETuS Wedau vor Jahren noch damit rechnen, ziemlich rücksichtslos geräumt zu werden, strebt die BEG jetzt Lösungen an, mit denen alle leben können. „Wir stehen zur Zeit im Gespräch mit dem ETuS und wollen im Februar den Kleingärtnern berichten“. sagte Lennertz. Er selbst ist nicht Geschäftsmann, sondern ei­gentlich Ministerialrat. Gleichwohl, betonte er, hänge von den Ergebnissen ab, ob das Projekt wirtschaftlich tragfähig und damit umsetzbar sei oder nicht.