Hüttenheim. . Tarek Kanbar floh selber nach Deutschland. Heute hilft er anderen Flüchtlingen. Caritas-Mitarbeiter Horst Ambaum sagt: „Wir brauchen Leute wie ihn“.
Angekommen in Deutschland ist Tarek Kanbar vor 15 Monaten. Deutschkurse haben aus der bloßen Anwesenheit in Deutschland ein Leben in Deutschland gemacht. Inzwischen hilft der 25-jährige Syrer seinen Landsleuten dabei, dass auch sie in der neuen Heimat ankommen: als Praktikant bei der Caritas Süd.
„Es gibt Situationen, da wären wir aufgeschmissen gewesen, wenn wir ihn nicht gehabt hätten“, sagt Caritas-Mitarbeiter Horst Ambaum über die Arbeit mit seinem Schützling. Ein Beispiel: Hausbesuch bei einer syrischen Flüchtlingsfamilie. Die Grundausstattung ist da, das ist schon mal gut. Allerdings ist eines der Kinder krank, Unterlagen zur Krankenversicherung sind nicht auffindbar. Ambaum vermittelt eine Kinderärztin, doch die Familie kann kein Deutsch, die Ärztin kein Arabisch. Dank Tarek Kanbar kann die Mutter erzählen, was ihr Kind plagt, und die Ärztin kann es behandeln.
Helfer finden sich, auch ein Tisch, eine Waschmaschine und Geld – „das größte Problem ist die Sprache“, sagt Ambaum über die Flüchtlingshilfe. Auch wenn Kanbar Deutsch noch nicht fließend beherrscht, das Dolmetschen vom Arabischen in die neue Sprache klappt und hilft. Ohne einen wie ihn, der beide Sprachen spricht, können die Helfer noch nicht einmal einen Termin ausmachen mit einer Familie, die einen Esstisch braucht.
Der junge Syrer bringt mit, was kein Kurs einen Ehrenamtler lehren kann
Und noch etwas bringt Kanbar mit, das kein Kurs einen Ehrenamtler lehren kann: eine Verbindung zu seinen Landsleuten; automatisch ist er ihre Vertrauensperson. Das ist hilfreich, wenn es zum Beispiel darum geht, jungen Eltern zu erklären, dass sie ihre Kinder zwischenzeitlich abgeben sollen – „einen Kindergarten kennen die Flüchtlinge nicht“, erklärt Ambaum.
Seit Mitte Dezember ist Kanbar Praktikant bei der Caritas Süd. 25 Stunden pro Woche hilft er in der Annahme- und Ausgabestelle an der Mündelheimer Straße, begleitet Helfer zu Hausbesuchen. Für das Praktikum wurde er im Rahmen einer Integrationsmaßnahme vermittelt; eigentlich sollte er nur die deutsche Sprache besser lernen. Aber Ambaum, der sein Praktikum betreut, fand: „Wir müssen auch was tun, nicht nur sprechen.“
Ambaum und Kanbar hoffen beide, dass der junge Mann auch weiterhin sprechen und tun kann. „Wir brauchen solche Leute wie ihn“, sagt der Caritas-Mitarbeiter. Eine Chance gibt es: Eine halbe Stelle für die Flüchtlingsbetreuung bekommt die Caritas Süd ab Januar, zunächst für drei Jahre. Für Tarek Kanbar wäre die halbe Stelle eine ganze Chance. Einen Termin für ein Bewerbungsgespräch hat er.