Buchholz. . Mit dem Juwelier schließt ein weiteres Geschäft auf der Münchener Straße. Das hat allerdings nichts mit deren Entwicklung zu tun, sagt der Inhaber.
Anders als bei den Juwelieren auf der Kö oder sonst wo in den Innenstädten, wo erst nach dem Klingeln der Sicherheitsriegel beiseite geschoben wird, stand die Ladentür von Hubert Kandulla immer offen. „In einem Vorort muss das möglich sein“, sagt der Goldschmied und Uhrmachermeister. Auch, wenn er in den 28 Jahren als Juwelier auf der Münchener Straße dreimal knapp einem Überfall entgangen ist. „Zweimal haben mich aufmerksame Kunden gewarnt, einmal ist die Polizei rechtzeitig eingeschritten.“
Zum Jahresende hat er sein Geschäft geschlossen – für immer. Das hat allerdings nichts mit der Entwicklung der Münchener Straße zu tun. „Die Lage ist nach wie vor gut, die beste im ganzen Duisburger Süden. Der Mix stimmt, mal abgesehen von einem Lebensmittelmarkt“, ist Kandulla überzeugt. Die Geschäftsaufgabe hat private Gründe: Mit fast 60 Jahren will er einfach weniger arbeiten. „Nicht mehr zwölf Stunden am Tag, sondern nur noch acht. Das ist als Selbstständiger nicht möglich“, so Kandulla.
Der gebürtige Schlesier will als Angestellter oder freiberuflich weiterarbeiten. Er ist einer der wenigen Juweliere in Duisburg, die noch selbst Schmuck anfertigen und reparieren. „Das war immer unser Hauptgeschäft.“ Er hat Ideen für besondere Trauringe umgesetzt. Oder Familienerbstücke umgearbeitet – „das ist in letzter Zeit immer häufiger nachgefragt worden.“
In seiner Buchholzer Zeit hat er zwei junge Leute vom Lehrling bis zur Meisterprüfung als Goldschmied begleitet. „Es ist ein schöner, anspruchsvoller Beruf. Allerdings machen uns die Massenanfertigungen zu schaffen.“ Der Fachmann meint damit die Schmuckstücke von Firmen, die einen wohlklingenden Namen aus der Modewelt tragen, die mannigfach in China produziert und oft übers Internet vertrieben werden.
Keine Uhrmacher-Azubis gefunden
Zwar setzt er manchmal 20 mal am Tag neue Batterie in Quarzuhren ein, aber es kommen auch Kunden zu ihm, damit er die Uhr vom Großvater wieder ans Laufen bringt. Leute, für die diese Uhren meist von hohem persönlichen Wert sind und die bereit sind, die Kosten für die Reparatur zu zahlen. Für das Uhrmacherhandwerk konnte er in den letzten Jahren keinen Auszubildenden gewinnen. „Das ist ein Handwerk, das sich schwertut.“
Anfang Januar ist Hubert Kandulla noch im Geschäft anzutreffen. Er macht dann Inventur und hofft, dass die letzten Kunden die von ihm und seinen Mitarbeitern reparierten Uhren und Schmuckstücke abholen. Falls der ein oder andere dies vergisst – kein Problem. Nach rund zwei Wochen Renovierung übernehmen die Nachfolger – Magdalena Müller und Waldemar Rudzki – das Geschäft. Bei ihnen kann man die reparierten Stücke weiterhin abholen.