Neudorf. .

Mit so einem Andrang hat niemand gerechnet: Rund 120 Helfer und Flüchtlinge kommen zu einem gemeinsamen Frühstück zusammen. Seit November wohnen mehr als 200 Flüchtlinge im ehemaligen Schul- und Umweltamt an der Memelstraße – überwiegend sind es alleinreisende Männer, aber es sind auch 18 Familien darunter mit insgesamt 46 Kindern. Um sich besser kennen zu lernen, gibt „Harry, den Heimatmob“, organisiert von den gleichen Mitstreitern, die auch das Mitbring-Frühstück beim beim „Platzhirsch“-Festival auf die Beine stellen. Gemeinsam mit der der Flüchtlingshilfe Neudorf holen sie die Flüchtlinge aus der Unterkunft ab. Und weil das evangelische Jugendzentrum an der Gustav-Adolf-Straße schnell zu klein wird, ziehen sie spontan in den Gemeindesaal um.

Rundgang durch Neudorf

Auf den Tischen stehen Brötchen, Käse, Obst. Einer hat eine Schale mit hartgekochten Eiern mitgebracht, Gürkchen werden aus Vorratsdosen hervorgezaubert. „Wir haben einfach ein paar Leute angesprochen und auf einmal kamen ganz viele zusammen“, freut sich Mit-Organisatorin Luise Hoyer. Dr. Ribhi Yousef sitzt mit an einem Tisch und übersetzt. Eigentlich arbeitet er beim Umweltamt der Stadt, heute ist er als Neudorfer Nachbar zum Frühstück gekommen. „Ich hatte früher mein Büro an der Memelstraße, deshalb möchte ich den Bewohnern gerne helfen.“ Der gebürtige Palästinenser spricht Arabisch. Mit-Organisator Kai Toss lobt: „Der Kontakt zum Heim ist gut. Die Stadt kommt uns sehr entgegen.“ So wurde angeregt, dass die Flüchtlinge vergünstigt das Memelbad besuchen können. Zudem wurde Kontakt mit Neudorfer Sportvereinen aufgenommen und besprochen, ob die Bewohner vielleicht mittrainieren könnten. „Wir wollen viele Angebote außerhalb der Unterkunft machen, es gibt aber auch einen Raum, in dem man sich vor Ort treffen kann“, beschreibt Kai Toss.

Unter den Helfern ist auch Ahmed Alobaid. Er kam ebenfalls als Flüchtling nach Deutschland, nun studiert der 26-Jährige Architektur. Die Uni hat zum Glück einige Prüfungen, die er in Syrien abgelegt hat, anerkannt. „Ich hatte am Anfang viel Hilfe, deshalb möchte ich nun andere unterstützen, die hier her kommen“, erklärt er. Also übersetzt er zum Beispiel. Auf einem anderen Frühstückstisch liegt ein „Bilderwörterbuch Arabisch“, damit es mit der Verständigung besser klappt. In der vergangenen Woche hat die Initiative bereits einen Rundgang durch den Ortsteil gemacht und den Asylbewerbern die wichtigsten Einrichtungen im Stadtteil, etwa die Universität, die Einkaufsstraße oder eben das Schwimmbad, gezeigt. Und das Frühstück, das soll demnächst noch einmal wiederholt werden.