Großenbaum. Soziologen, Psychologen, Politologen und Juristen der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung helfen Kommunen dabei, bessere Unternehmen zu werden.

Stadtwerke, Bäderbetriebe, Nahverkehrsgesellschaften, Städte gehören zu den Kunden des Aninstituts für Kommunal- und Verwaltungswissenschaften an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung. Dort werden nicht nur die Angestellten des Öffentlichen Dienstes von morgen ausgebildet, die Dozenten sind in der Kommunalberatung auch praktisch aktiv. Ihre Arbeit: eine Art Unternehmensberatung für Städte und deren Tochtergesellschaften. Denn wie Unternehmen konkurrieren die Städte miteinander um Fachkräfte. Das Aninstitut begleitet diesen Wettkampf seit seiner Gründung vor 25 Jahren.

„Eine Stadtverwaltung ist wie der Aldi-Konzern: Es gibt viele Filialen“, sagt Prof. Eberhard Fehlau, Direktor des Aninstituts. Diese Filialen, also Sachgebiete vom Bürger- über das Kataster- bis zum Vermessungsamt, durchforstet ein Team von Soziologen, Psychologen, Politologen und Juristen auf der Suche nach guten Ideen wie auch Verbesserungspotenzial.

Bis hin zum Einsatz im Ausland

Am Aninstitut für Kommunal- und Verwaltungswissenschaften berät ein Team von sechs Fachhochschullehrern pro Jahr etwa zehn Kommunen. Sie beauftragen die Fachleute mit der Beratung. Die Kosten richten sich nach dem Arbeitsaufwand.

Seit seiner Gründung hat es unter anderem nach der Wende in Brandenburg eine neue Verwaltung installiert, die serbische Verwaltung in den späten 90er Jahren mit aufgebaut, 2002 das Meldewesen in Afghanistan mit eingerichtet oder ab dem Jahr 2000 die Modernisierung der NRW-Verwaltung begleitet.

Das Aninstitut hat Gemeinden von 10 000 Einwohnern und Städte mit 200 000 Einwohnern beraten; aber auch Einrichtungen in Bezirken, Kreisen, Ländern und Bund.

Die Beratung ist dabei keine betriebswirtschaftliche; den städtischen Haushalt überlassen Fehlau und sein Team der Kämmerei. Der Schwerpunkt liegt vielmehr auf Begriffen, die zunächst sperrig daherkommen: zum Beispiel Demographie. Die alternde Bevölkerung ist für Städte kein abstrakter Begriff, sondern beeinflusst konkret ihre Politik: Kindergärten müssen geschlossen, dafür Seniorenangebote aufgebaut werden. Eine Beratung von außen nimmt dem Unternehmen Stadt mit seinen Filialen die interne Betriebsblindheit: „Kein Jugendamtsleiter würde sagen: Wir machen das Jugendamt zu“, nennt Fehlau ein Beispiel. Eine andere Kommune tut sich vielleicht schwer damit, die Wirtschaftsförderung auszulagern – dabei kann es sinnvoller sein, Tourismuswerbung für eine ganze Region zu betreiben statt nur für eine einzelne Stadt.

Prof. Eberhard Fehlau ist Direktor des Aninstituts.
Prof. Eberhard Fehlau ist Direktor des Aninstituts.

Auch der viel zitierte Fachkräftemangel ist für die Fachleute keine Floskel. „Die Städte werben sich untereinander die Führungskräfte ab. Wenn Düsseldorf etwas mehr zahlt, fährt man dahin, und nicht nach Oberhausen.“ Mit der Finanzkraft der reichen Landeshauptstadt können gerade Ruhrgebietskommunen nicht konkurrieren. Statt harter Währung können sie auf weiche Kriterien setzen – und die können bei Stellenausschreibungen zu überzeugenden Argumenten für den Bewerber werden. „Die Städte leider darunter, dass sie nicht genug gute Leute kriegen – die verdienen in der Wirtschaft mehr. Dann muss ich denen was bieten“, sagt Fehlau.

Zum Beispiel ein betriebliches Gesundheitsmanagement oder schlicht eine gute Stimmung im Team. Der Sozialpsychologe sagt: „Das hat man immer als Sozialklimbim abgestempelt, aber es ist entscheidend.“ Denn wo der frisch eingestellte Fachmann wegen seiner Hautfarbe diskriminiert wird oder weil er sächselt, kündigt er. In – zum Glück seltenen Fällen – kommt es statt zur Kündigung zur Tragödie. Fehlau berichtet von seiner Arbeit: „Ich hatte mit Kommunen zu tun, wo sich jemand das Leben genommen hat und dafür seine Kollegen verantwortlich gemacht hat.“

Duisburg hat keinen guten Ruf

Eine persönliche Tragödie mit kommunaler Tragweite, denn Städte als Arbeitgeber sind auf ihren guten Ruf angewiesen. In NRW profitiert Düsseldorf davon, sagt Fehlau; im Ruhrgebiet hat Essen einen vergleichsweise guten Ruf. „Duisburg leidet immer noch unter dem Vorgänger des Oberbürgermeisters, und die Love Parade überschattet alles.“ Es gäbe also Beratungsbedarf in der Heimatstadt der Fachhochschule. Die Stadt Duisburg hat Fehlaus Aninstitut bisher noch nicht beraten. Aber der Direktor gibt sich hoffnungsvoll: „Mit dem Herrn Link kommen wir bestimmt noch ins Gespräch.“