Bissingheim. . MSV-Fans vom Kind bis zum Rentner füllten am Sonntag auf der Panini-Tauschbörse „Anne Tränke“ ihre Alben. Besonders beliebt: Bernard Dietz.

Ein Aufschrei geht durch die Kneipe „Anne Tränke“. Jubel, Erleichterung, Freude. Soeben ist das 3:0 für den MSV Duisburg gefallen. Die Gäste schlagen sich ab – egal, ob fremd oder nicht. “Jawoll“, freut sich Julian Yambul. Der Neunjährige ist mit Mama und Papa hergekommen, um seine doppelten MSV-Panini-Bilder loszuwerden. Im Gegenzug versucht er, noch fehlende Sticker zu ergattern. „Ich brauche noch zwölf. Dann ist mein Heft komplett“, erzählt er stolz.

Michael Krebs lud zu diesem Anlass nach Bissingheim ein. Unter dem Motto „(K)leben, Liebe, Leidenschaft“ trafen sich leidenschaftliche Sammler des MSV-Panini-Heftes – obwohl ihre Mannschaft ein paar Kilometer weiter um Punkte in Sachen Klassenerhalt kämpfte. „Ich wäre lieber im Stadion gewesen“, gibt Krebs nach Abpfiff zu, schiebt aber mit einem Schmunzeln hinterher: „Hier hatte ich es dafür wärmer.“ Für den Bruder von Comedian Markus Krebs fiel an diesem Tag der Startschuss für sein Sammelalbum: „Bisher habe ich nur das Heft. Die ersten Sticker werde ich hoffentlich heute ergattern.“

Am meisten würde er sich über Abbildungen der alten Duisburger Legenden freuen, „von den Jungs aus den 70er Jahren“, sagt Krebs. Seine Lieblingsmotive scheinen der Renner unter den Sammlern zu sein – nicht nur bei der etwas älteren Generation. Auch Julians Lieblings-Sticker ist der von MSV-Ikone Bernard Dietz. Ein Name, der an diesem Nachmittag öfter fällt.

Panini-Sammler seit 1980

Marcus Richter gehört zu den Glücklichen, die das Zebra-Urgestein bereits in das Heft einkleben konnten. Er ist extra aus Bonn angereist, um sein Sammelalbum zu füllen. „Als ich hergekommen bin, haben mir noch rund 60 Sticker gefehlt. Jetzt habe ich schon 15 Neue dazubekommen“, freut er sich. 1980 packte ihn das Sammelfieber, das erste Album wurde gefüllt. „Die Aufkleber habe ich mir damals an einer Bude in Neudorf gekauft“, schwelgt der gebürtige Duisburger in Erinnerungen. Und tatsächlich: Bernard Dietz als Nationalspieler war dabei. „Als ich den Sticker in mein Heft geklebt habe, war ich so stolz“, erzählt er. Schon damals also: Dietz.

Sammeln, Tauschen, Einkleben begeistern Marcus Richter knapp 35 Jahre später immer noch. Auch wenn die Investitionen für ein prall gefülltes Album hoch sind. „Knapp 100 Euro muss man schon ausgeben“, weiß Richter und fügt hinzu: „Das ist wie eine Sucht. Wenn man einmal damit anfängt . . .“ Ihm geht es nicht nur darum, ein Album mit dem letzten Sticker voll gemacht zu haben und es anschließend in den Schrank zu stellen, sondern auch um den Inhalt: „Das Heft ist sehr informativ. Geschichten von früher bis heute beleben das Album.“

Das sieht auch sein Tauschpartner Stefan Brückner so, auch wenn sein Heft vorerst zu den anderen Sammelalben in den Schrank gestellt wird, denn er konnte heute sein letztes, fehlendes Bild ergattern: den zweiten Teil des DFB-Pokals. Sein Jäger- und Sammler-Trieb ist nun befriedigt. Sein Album ist jetzt komplett: 228 Bilder zieren 36 Seiten MSV-Geschichte. „Verstauben wird das Album aber nicht. Ich werde oft reinschauen“, betont Brücker. Mit drei Punkten und seinem letzten fehlenden Bild im Gepäck verschwindet er zur Tür raus – vorbei an glücklichen MSV-Fans, für die es wohl kein schöneren ersten Advent geben konnte.