Süd. . Viele Bosnier träumen von einem Leben in Deutschland. Heribert Hölz reiste hin, um ihnen diesen Traum auszureden. Sie haben keine Chance auf Asyl.

Normalerweise fährt Heribert Hölz mit Schafen, Geld und guten Worten nach Bosnien. Diese drei hatte er auch bei seinem einwöchigen Aufenthalt im Oktober wieder im Gepäck. Neben den guten Worten überbrachte er dieses Mal aber auch eine Botschaft, die für viele Familien vor Ort eine herbe Enttäuschung beinhaltete. Sie richtete sich an diejenigen unter den von der Bosnienhilfe betreuten Familien, die von einem Leben in, einer Flucht nach Deutschland träumen. Träumten, Vergangenheit. Denn aus diesem Traum musste Hölz sie aufwecken.

„Familien, die sich mit dem Gedanken herumschlagen, nach Deutschland zu gehen, davon abzuhalten“, so beschreibt Hölz seine selbstgesetzte Aufgabe während seiner 83. Bosnienreise. Denn so groß der Traum von einem besseren Leben im fremden Land auch ist, so gering sind die Aussichten darauf. Hölz, seit Jahren für die Caritas Duisburg im Rahmen der Bosnienhilfe engagiert, weiß genau: „Sie haben keine Chance, als Flüchtlinge anerkannt zu werden.“ Denn Deutschland hat Bosnien-Herzegowina 2014 als sogenannten sicheren Herkunftsstaat eingestuft. Asylanträge aus solchen Ländern werden im Regelfall abgelehnt.

Das Leben: ein täglicher Kampf – auch ohne Krieg

„Man muss nicht um Leib und Leben fürchten, man wird nicht mehr verfolgt“, bestätigt Hölz die Sicherheit des Landes. Das Leben der Bosnier ist sicher insofern, dass es nicht von Kugeln bedroht ist. Doch auch ohne Gewehre ist ihr Überleben trotzdem oft ein täglicher Kampf. „Leben Sie mal mit drei, vier Kindern von monatlich 100 Euro und ohne Perspektive, dass sich das ändert“, beschreibt Hölz die Situation.

Die Perspektive, die sie in ihrem Heimatland nicht haben, suchen viele Bosnier in Deutschland. „Die haben dann alles hinter sich gelassen, sind hier, und müssen nach zwei, drei oder vier Monaten wieder zurück“, fasst Hölz zusammen. Doch auf der Suche nach einem neuen Leben haben sie bis zu ihrer Rückkehr oft Teile ihres alten Lebens verloren. „Dann ist ihr Haus vielleicht an andere vermietet“, nennt der 73-Jährige ein Beispiel.

Um so etwas zu verhindern, hat Hölz eine Woche lang entlang einer Strecke von 1500 Kilometern durch das gesamte Land Familien besucht, um ihnen ihre Deutschland-Hoffnung auszureden. Zwölf neue Patenschaften extra zu diesem Zweck wurden eingerichtet: 25 Euro pro Monat bekommt eine solche Familie dann für ein Jahr. Einige Familien konnte Heribert Hölz so dazu überreden zu bleiben. Er ist überzeugt: „Wenn es gelingt, zehn Familien dort zu halten, ist etwas gewonnen.“ Aber er stellt auch die Frage in den Raum: „Was ist das im Vergleich zu den Tausenden, die kommen?“