Süd. . Richard Bannert gab den Anstoß zur Gründung der Notfallseelsorge. Neben Opfern undHinterbliebenen soll vor allem psychisch belasteten Einsatzkräften geholfen werden
Unfälle, Hausbrände, der Tod eines Angehörigen – nicht nur die Opfer und Hinterbliebenen sind bei diesen Vorfällen in psychischen Ausnahmesituationen, auch die Einsatzkräfte müssen das Erlebte verarbeiten. Dass das nicht immer ohne weiteres möglich ist, erfährt der evangelische Diakon Richard Bannert zu Beginn der 90er Jahre von seinen ehemaligen Kollegen bei der freiwilligen Feuerwehr, die zur Berufsfeuerwehr gegangen sind. „Beim Militär oder der Polizei gab es ein Seelsorge-Angebot“, so Bannert, „aber meinem Vorschlag, das gleiche auch für die Feuerwehr einzurichten, wollten die Verantwortlichen trotzdem nicht nachkommen“. Dafür bestand aber der Bedarf der Opfer- und Hinterbliebenen-Betreuung in Notsituationen, eine Lücke, die Bannert bereit war zu schließen, ohne dabei die ursprüngliche Idee aus den Augen zu verlieren.
System ist gut eingespielt
Vom damaligen Evangelischen Kirchenkreis Duisburger Süden initiiert, nahm am 1. Juli 1995 nach mehrjähriger Planungszeit die Notfallseelsorge ihren Dienst auf und feiert dieses Jahr ihren 20. Geburtstag. Mittlerweile ist das System gut eingespielt und kommt im gesamten Stadtgebiet zum Einsatz. Ein Diensthandy „wandert“ unter den evangelischen Pfarrern hin und her, die Nummer dafür haben nur die Einsatzzentralen der Feuerwehr und der Polizei.
Benötigen die Einsatzkräfte Hilfe, zum Beispiel zur Seelsorge bei Ehepartnern von verstorbenen Menschen, versucht der diensthabende Seelsorger zunächst den ortsansässigen Pfarrer zu erreichen. Nachts oder am Wochenende macht er sich selbst auf den Weg und kümmert sich um Opfer oder Einsatzkräfte. „Dafür bietet uns das Rote Kreuz ehrenamtlich einen Fahrdienst an“; erzählt Bannert, „das ist eine große Hilfe und auch für den Seelsorger wichtig, damit er nicht alleine ist“.
Wer sind die Helfer eigentlich?
Dazu kommt noch der außerhäusliche Bereich, zum Beispiel mit Unfällen oder Suizidversuchen. Zusätzlich gibt es die sogenannte „Rückfallebene“, so der Gründer. „Es kann ja immer mal vorkommen, dass der diensthabende Seelsorger nicht erreichbar ist, daher sind immer fünf ausgebildete Seelsorger auf Standby.“
Doch wer sind die wichtigen Helfer eigentlich? „Heute ist es für jeden evangelischen Pfarrer im Stadtgebiet verpflichtend, einen gewissen Teil seiner Dienstzeit im Jahr für die Notfallseelsorge zu leisten“, erklärt Richard Bannert. Hinzu kommen fünf ehrenamtlich tätige Katholiken. Mittlerweile gibt es zudem noch neun muslimische Notfallbegleiter, im nächsten Jahr werden noch sechs dazu kommen. Sie werden wie Seelsorger ausgebildet, der Schwerpunkt liegt aber auf der islamischen Kultur, so dass muslimischen Opfern oder Hinterbliebenen besser geholfen werden kann.
Kontakt zu Unternehmen
Abseits der häuslichen und außerhäuslichen Einsätze hat Bannert auch immer wieder Kontakt zu den Unternehmen. „Thyssen-Krupp, HKM oder die DVG haben Interesse“, berichtet Richard Bannert. Da das ganze System der Notfallseelsorge Duisburg ehrenamtlich funktioniert, dürfe man sich nicht übernehmen, so der Gründer. „Wir haben im Schnitt 100 Einsätze im Jahr, aber hier gilt natürlich „Je weniger, desto besser““, erzählt Bannert. Denn auch für die Helfer ist der ehrenamtliche Dienst eine Belastung, zum Beispiel beim Überbringen von Todesnachrichten mit der Polizei. Ein großer Einschnitt war auch die Loveparade, so Bannert, „Seit diesem Tag sind meine Haare ein ganzes Stück grauer“.