Rahm. Seit 60 Jahren baut die Familie Ruland in Rahm Rosen an, im Freiland und Gewächshaus. Bis zu 40 000 Blumen werden pro Tag geerntet.
Grau in Grau der Himmel; rot, gelb, grün, rosé der Boden. Und dazu dieser Duft, tatsächlich, man kann es ja wohl riechen. Ein wenig süßlich, ein bisschen herb, intensiv, sehr angenehm – die Rose! So viele gibt es davon am Ende von Rahm, ganz knapp vor Angermund. Rosen Ruland hat hier den geeigneten Grund und Boden, um die Königin der Blumen anzubauen. Im Freiland und auch im Gewächshaus. Und der Betrieb hat Geschichte: 60 Jahre sind es nun schon, über die man bei Rulands am Grünen Weg erzählen kann.
Überhaupt, wie schön, da wachsen die großen und kleinen Königinnnen umso besser, am Weg, wo es grün ist. Leider nicht in diesem Jahr, obwohl doch jedes Jahr anders ist. „Routine? Gibt es bei uns nicht“, sagt Werner Ruland, der Rosenzüchter. Und jeder Tag ist übrigens auch anders. „Wissen Sie, Rosen sind wie Kinder, man muss sie aufziehen und pflegen und vor allem jeden Tag nach ihnen schauen“, sagt der 46-Jährige. Und davon ab: „Mit der Rose wird es nie langweilig“, fügt Ruland hinzu.
Baumschulgärtner statt Schreiner
Ein Leben mit den Rosen, Werner Ruland spricht von ihnen auch wie von guten, ziemlich besten Freunden. Mit Hingabe, ja fast Leidenschaft. Die liegt in der Familie. Im Winter 1955 machte sich Vater Heinrich mit einer Baumschule selbstständig, der „Gärtnervagabund“. So ganz nebenher kam dazu, was später Zukunft für die Rulands bedeuten sollte: ein Rosenfeld. Ein erstes Feld war früher dort, wo heute die Shell-Tankstelle in Rahm ist. Das erste Gewächshaus folgte sieben Jahre später. 1968 dann das große Gewächshaus und 1974, mit der Ölkrise, da kam das „ganz große Tief“. Doch: „Mein Vater war immer ein Stehaufmännchen, er hatte stets neue Visionen“, erzählt Rosen-Fachmann Ruland.
Die Vision Rosen, sie prägt auch ihn. Eigentlich wollte er mal Schreiner werden. Doch irgendwie machte er dann doch die Ausbildung zum Baumschulgärtner, im selben Betrieb wie einst der Vater. Mit 24 Jahren stieg Werner Ruland voll ein in Sachen Rosen, „das war nicht ohne“ – plötzlich musste er den Familienbetrieb übernehmen. „Damals schon waren 20 Leute bei uns beschäftigt“, erinnert er sich.
Viele Saisonkräfte
Im Juni und Juli dieses Jahres arbeiteten 32 an und mit den königlichen Pflanzen. „Wir haben viele Saisonkräfte.“ 3000 an schlechten, 40 000 Rosen an guten Tagen pflücken – so ist die Bilanz von Werner Ruland. Heute geschnitten, morgen schon in den Niederlanden auf der Auktion. „Die Blumen müssen frisch sein, Frische ist das A und O“, weiß Ruland. Was nicht weggeht, wandert auf den Kompost.
Ruland vertreibt die besonderen Blumen aber nicht nur auf Auktionen: Was mit einem Fensterverkauf 1970 anfing, entwickelte sich mit den Jahren zu einem großflächigen Laden. Verkauf ab Hof, direkt vom Feld. Rulands Frau Kerstin bietet hier mit ihrem Team knapp 50 Rosensorten an. Und dazu noch viele andere blumige Dinge.
Doch rosig ist längst nicht alles: Ein großes Problem sieht der Rahmer bei den ausländischen Lieferanten: „Afrika schwemmt uns voll.“ Die billigen Pflanzen von dort gibt es für 1,99 Euro das Bund. Da kann und will Ruland nicht mithalten. „Wir sind stolz auf das, was wir tun“, sagt Ruland. Und bei allen Widrigkeiten: „Irgendwo lohnt sich die Mühe dann doch“, da am Grünen Weg, bei Rulands.