Mündelheim/Wittlaer. Auf den Feldern vom Ellerhof darf jeder zugreifen, abschneiden und ausbuddeln, was dort wächst: zurzeit zum Beispiel Kürbisse, Bohnen und Rote Beete.

Grüne Bohnen, Rote Beete, Spinat und Mangold, Kürbisse und fast ein dutzend Sorten Kräuter: Die Auslage von Jürgen Schaumlöffel würde auf dem Wochenmarkt einen ganzen Gemüsestand füllen. Ein gigantischer Marktstand ist es im Prinzip, der sich auf den Feldern entlang der Duisburger Landstraße erstreckt: ein Marktstand auf zehn Hektar Fläche, überdacht vom Himmel statt einer Markise und Kunden auf dem Feld statt vorm Tresen. Wer hier her kommt, macht sich gern die eigenen Hände schmutzig: Selbst ernten ist angesagt, vom Feld wandert die pflückfrische Beute tütenweise in die eigene Küche.

Zwischen Kräutern in Reih’ und Glied – auf jede Ackerfurche kommt eine Sorte: Majoran, Thymian und Salbei verströmen ihren mediterranen Duft neben Dill, Petersilie, Schnittlauch und Zitronenmelisse – und etwas wilder wucherndem Mangold stapft der Verwalter des Ellerhofs hindurch, rupft hier ein Unkraut aus und streut da eine Erklärung ein: „Sie schneiden sich ab, was Sie wollen, und bezahlen kiloweise“, das Erntemesser gibt’s bei Bedarf am Kassenhäuschen dazu; leihweise natürlich. Und das zu Preisen, bei denen das deutlicher weniger frische Gemüse in den Supermärkten grün vor Neid werden dürfte. „Es lohnt sich trotzdem“, sagt Schaumlöffel, „sonst würden wir’s nicht machen.“ Es lohnt sich auch für die Kunden, die bei gutem Wetter scharenweise ihre Runden durch den Freiland-Marktstand drehen, den Rücken gebückt und das nächste leckere Ziel schon fest im Blick.

Da darf auch mal ein Bissen probiert werden: Schaumlöffel zieht eine Rote Beete aus der Erde, „haben Sie die schon mal roh gegessen?“, und schneidet einen Schnitz ab. Habe ich nicht, sollte ich vielleicht öfter: knackig-frisch und leicht süßlich passt sie sicher gut in einen Salat, am besten zusammen mit den Blättern: Tipp vom Bauern, den gibt’s gratis dazu. Ein paar Schritte weiter blüht lila die Minze, drei Sorten; für jeden Geschmack eine: von der milden marokkanischen bis zur würzigen Schweizer Minze: „Das ist, als wenn Sie Kaugummi essen.“ In der Tat.

Die Kunden kommen zum Teil aus Holland und Belgien

Was Schaumlöffel auf diesen Feldern betreibt und treiben lässt, ist nicht nur Marktstand, es ist auch Marketing: Klar erwirtschaftet er auf den „zehn bis 15 Prozent unserer Betriebsfläche“ Profit. Der schlägt allerdings nicht nur in Euro zubuche, sondern auch als Image-Gewinn: „So haben die Leute einen Bezug zur Landwirtschaft, das ist schön.“ Mundpropaganda, die man schmecken kann.

Die Saat geht auf: Wenn Schaumlöffel zwischen dem 20. Juli und Ende September, Anfang Oktober seine Felder für die Selbsternter freigibt, parken außer bei strömendem Regen eigentlich immer Autos neben dem Acker. „Die Leute kommen aus Wuppertal, aus Belgien und Holland.“ Einige Nationen aus den Nachbarstädten pflücken gezielt ihre Lieblinge: Japaner greifen gern zu den Hokkaido-Kürbissen, Türken zu den Bohnen.

Die diesjährige Erntesaison ist für einige Gemüse bereits vorbei: Mais und Spinat sind schon weg. Am Ende wird nicht alles in den Tüten der Kunden gelandet sein, aber vieles. Den Rest wird Jürgen Schaumlöffel unterarbeiten: als Dünger für die nächste Ernte.