Mitte. Lesbos, die griechische Insel gegenüber der türkischen Küste, ist Svenja Söhnchens Lieblingsinsel. Zur Zeit ist Lesbos zum Schauplatz humanitärer Krisen geworden. Söhnchen und befreundete Ehrenamtliche, darunter Ulrike Tadema von den Grünen, organisierten deshalb am Samstag in der Heuserstraße einen Trödelmarkt zugunsten der zahlreichen Flüchtlinge auf Lesbos.
Allein im letzten Jahr sind über 2000 Flüchtlinge gestrandet. Söhnchen konnte es nicht mehr ertragen, dass es fast keinerlei Unterstützung für die aus den Kriegsgebieten kommenden Flüchtlinge, darunter viele ausgehungerte Kinder, gibt und dass diese Menschen alleine gelassen werden. Daraufhin entschied sie sich im April, direkt vor Ort zu helfen. Sie kaufte von ihrem eigenen Geld Lebensmittel und Medikamente, sprach mit Syrern und Irakern, begleitete über soziale Medien ihre neuen Bekannten auf der Insel.
Sie erhielt schockierende Videos von Übergriffen auf Flüchtlinge an europäischen Außengrenzen. Auf Fotos, die Söhnchen im Frühjahr auf Lesbos machte, wird deutlich, dass dort ein Zustand erreicht ist, der schwer zu ertragen ist. „Die Unterkünfte sind weder geführt noch geleitet. Die Flüchtlinge müssen sich für 35 Euro ihre eigenen Zelte kaufen, damit sie nicht im Freien nächtigen müssen. Privatsphäre gibt es nicht. Spannungen zwischen einzelnen Ethnien gibt es auch.“
Ab dem 2. September geht es für Söhnchen wieder an jenen Ort, der für sie früher für Entspannung und Urlaub stand und heutzutage deutlich macht, was die EU erwartet, falls der griechische Staat zusammenbricht. „Die europäische Politik muss endlich die Augen öffnen und die Menschen, die wochenlang gehungert und in großer Angst gelebt haben, in den Mittelpunkt der Bemühungen rücken. Es geht nicht um Quoten bei der Verteilung. Unbürokratische und schnelle Hilfe ist jetzt gefragt“, fordert Söhnchen.
Diese berechtigte Sorge teilte auch Bärbel Bas (SPD). Die Bundestagsabgeordnete wurde via Facebook zu dieser Veranstaltung eingeladen und hat mit Söhnchen lange gesprochen. Bas: „Wir alle in Europa müssen agieren. Das heißt nicht nur Deutschland.“ Für Heide Mahlberg, die mit einem kleinen Stand vertreten war, ist klar: „Es muss noch viel mehr ehrenamtliche Hilfe geben.“ Das weiß auch Söhnchen. Denn sie ist auf Lesbos fast auf sich alleine gestellt, wenn sie ihre Rundgänge in den Unterkünften macht, in den über 3000 Menschen auf engstem Raum leben. „Nur wenige Einheimische helfen mit“, sagt die Duisburgerin. Dennoch wird sich ihr Engagement dadurch kaum abschwächen.