Rahm. . Das Gebäude stammt von der Jahrhundertwende, seine Geschichte reicht zurück bis ins Mittelalter: Hier stand einst eine Ölmühle.

Eine Ansichtskarte aus den 1920ern zeigt die ehemalige Oberförsterei an der Angermunder Straße zusammen mit Kirche, Schloß Heltorf und Kriegerdenkmal: vier Gebäude, die Rahm repräsentieren. Noch heute zählt das historische Gebäude zum Ortsbild des Stadtteils. Damit das so bleibt, steht es seit kurzem unter Denkmalschutz.

Schmuckfliesen zieren den Flur, ein kandelaberförmiger Antrittspfosten markiert den Beginn der Treppe, gedrechselte Stäbe im Geländer führen nach oben. Den vorderen Schwebegiebel des Dachs ziert ein Geweih; Hinweis auf das traditionell adelige Privileg der Jagd. Davon zeugen auch Hochsitz und Hirschleckstein im Garten hinterm Haus. Untrennbar mit der Jagd verbunden ist der Wald, und damit die Forstwirtschaft.

Sehenswerte Holzarbeit: der Antrittspfosten zur Treppe.
Sehenswerte Holzarbeit: der Antrittspfosten zur Treppe.

Hier setzt das Gutachten an, das den Denkmalschutz für die ehemalige Oberförsterei begründet: Das Gebäude „überliefert ... grundlegende Aspekte der Ortsgeschichte ..., insbesondere im Hinblick auf die seit dem Mittelalter bestehende große Bedeutung des Waldes, seiner Pflege und Nutzung.“ Es handele sich um ein „anschaulich erhaltenes, typisches und qualitätsvolles Beispiel für ein Förstereigebäude“ aus der Zeit, als sich „das moderne Forstwesen herausbildete“ – das Gebäude „wurde um die Jahrhundertwende errichtet“, sagt Michael Menzel von der Unteren Denkmalbehörde.

Haus wurde durch Renovierung älter

Bis in die 50er, 60er Jahre hinein wurde es als Oberförsterei genutzt; heute dient es als Wohnhaus. Für Pächterin Julia Wiemer hat sich mit ihrem Einzug vor wenigen Monaten ein Traum erfüllt. „Es ist alles so geblieben, wie es war“, sagt sie stolz, an manchen Stellen sei das Haus durch die Renovierung „sogar älter geworden“. Wie das? Ganz einfach: Die 20 Jahre alten Fliesen in der Küche ersetzte sie durch Originalparkett; im Schlafzimmer „kam unter dem Sisalboden der Fichtenboden hervor – über 100 Jahre alt“.

Denkmalschutz im Süden

44 Baudenkmäler verzeichnet die Untere Denkmalbehörde zurzeit im Bezirk Süd.

Das Älteste ist der Steinhof, der seinen Ursprung im 11. Jahrhundert hat. Zu den Jüngsten zählen Stellwerk 2 und Wasserturm im Bereich des Bahnhofs Wedau (Bauzeit 1912-1914) und die evangelische Versöhnungskirche (1963-1965).

Die alte Oberförsterei steht auf historischem Grund: Einst stand hier eine Ölmühle, daher auch der Name Rahmer Mühle. Deren Anfänge lassen sich bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts zurückverfolgen. Nur ein Jahrhundert zuvor beginnt die Geschichte von Rahm selbst. Die Ölmühle gehörte ebenso wie noch heute die ehemalige Oberförsterei den Freiherren und späteren Grafen von Spee, die seit 1662 auf Schloß Heltorf residieren. Nach 1855 verliert sich allerdings die Spur der Mühle; vermutlich wurde sie – wie zuvor schon einmal – zugunsten der Angermunder Mühle stillgelegt. Mit der neuen, mit Dampfkraft betriebenen Großmühle konnte sie nicht mithalten.

Später entstand die Oberförsterei, die jetzt unter Denkmalschutz steht. Weitere historische Schätze im Süden warten noch auf Entdeckung durch die Untere Denkmalbehörde: „Wir haben sicher einige Gebäude noch nicht betrachtet“, sagt Menzel.