Der Bissingheimer Herbert Scholzen ärgerte sich über eine Versand-Apotheke
Herbert Scholzen (54), der über sich selber sagt, er sei ein „alter Bissingheimer”, hat sich sehr geärgert. Und dieser Ärger lässt ihn nun ein glühendes Plädoyer halten für die kleinen Apotheken in den Ortsteilen. „Die sind doch so wie die Tante Emma Läden”, findet Scholzen. In diesen Apotheken würden die Leute wenigstens beraten. Was ist nun passiert, das Scholzen so sauer reagierte? Seine Krankenkasse, die Bahn-Betriebskrankenkasse (Bahn-BKK), schickte ihm einen Brief ins Haus. Darin machte sie Werbung für eine Versand-Apotheke in Venlo. „Sehr geehrter Herr Scholzen, benötigen Sie regelmäßig Medikamente? Dann wissen Sie, wie kostenintensiv das sei.” So beginnt das Schreiben, in dem dann erklärt wird, dass man mit eben jener niederländischen Apotheke sparen könne. Einen Flyer der Apotheke hatte man gleich beigelegt. Scholzen, der eine Reihe Arzneien u.a. gegen Allergien und Bluthochdruck benötigt, dachte: „Dann bestelle ich mir da mal die Medikamente.” Das Rezept ging am Montag. 26. Juni, mit der Post auf Reisen. Schon am nächsten Tag lag eine Karte von einem Versand bei Scholzen im Treppenhaus. „Die hatten mich nicht angetroffen, weil ich berufstätig bin.” Samstag wollten sie nun die Medikamente bringen. Aber da wäre der Bissingheimer wieder nicht zu Hause gewesen. Und damit begann für ihn eine unglaubliche Telefon- Odyssee, in deren Verlauf er Bei dem Versand anrief, bei der Apotheke, bei der Krankenkasse. Und zwar überall mehrfach. Weil die Medikamente vom Versand-Unternehmen an die Apotheke geschickt worden seien, ein erneuter Auftrag im Sande verlief. „Was ich bei den Medikamenten hätte sparen können, habe ich fürs Telefonieren ausgegeben”, sagt Scholzen. Erst Tage später bekam er seine Arzneien. Mit einem neuen Rezept in der Apotheke vor Ort. „Ich war ja auch in der Arbeitsgemeinschaft Bissingheimer Vereine und habe mitbekommen, wie ein Apotheker aus dem Ortsteil Flyer verteilte, weil so viele Kunden abtrünning werden”, sagt er. Kai Vogel, Gesundheitsexperte von der Verbraucherberatung sagt, dass grundsätzlich Werbung der Krankenkassen für Versand-Apotheken in Ordnung sei. Es müsse aber ersichtlich sein, dass es sich lediglich um einen Vorschlag handele.