Huckingen. Lothar Diering und Hendrijkus Kretzschmar stellen im Steinhof aus. Der Weg in die Ausstellung führte Besucher der Vernissage über Plastikbecher.

Wenn man das Turmzimmer des Steinhofs betritt, hört man ein Knistern: Plastikbecher liegen auf den Boden, von den vielen Fußtritten sind sie schon ganz zerquetscht. Die Besucher sehen sie zunächst gar nicht, als sie eintreten. Künstler Lothar Diehring will die Aufmerksamkeit der Leute auf den Müll richten. Denn Abfall wird überall in der Welt verteilt. So verweist schon der Beginn der Ausstellung auf die vielen ausgefallenen Werke der Kunstausstellung von Lothar Diehring und Hendrijkus Kretzschmar, die am Donnerstagabend im Steinhof eröffnet wurde.

Für Diehring ist Abfall nicht gleich Abfall. „Ich gucke mir die Sachen an und finde sie viel zu schade zum wegwerfen“, sagt der Sermer. Seit sechs Jahren macht Diehring Kunst aus Abfall. Er selbst und seine Freunde sammeln eifrig. Zu Hause verwahrt er alles nach Farben sortiert. Irgendwann kommt dann die Idee.

Krokodilhaut aus Flaschendeckeln

Ein Kunstwerk besteht zum Beispiel aus etlichen Flaschendeckeln, wurde grün angesprüht und erinnert nun an eine Krokodilhaut. Passend dazu hat Diehring seine Ausstellung „Die Macht des Deckels“ genannt. „Es macht einfach Spaß, eine Idee, die man im Kopf hat, realisieren zu können“, freut sich der 68-Jährige. „Ich finde toll, dass er mit Sachen arbeitet, die andere wegwerfen würden“, sagt die Sermerin Angelika Roth. Abgesehen von Deckeln arbeitet Diehring auch mit Licht und lässt Glas schmelzen.

Seit mehr als 30 Jahren ist der Sermer nun schon mit Hendrijkus Kretzschmar befreundet, der ebenfalls künstlerisch tätig ist. Erst wollte Kretzschmar malen, doch schnell merkte er, dass ihm das nötige Talent dafür fehlte. So führte sein Weg zur Fotografie. Der Neudorfer fotografiert Alltagsgegenstände und bearbeitet sie anschließend am Computer. 22 seiner Fotografien sind im Steinhof ausgestellt. Kretzschmars Lieblingsbild zeigt eine Turbine aus dem Landschaftspark. Die Farbe Blau ist sehr präsent, und die Turbine hat eine besondere Struktur, die nicht mehr nach Schrott aussieht. „Mit Bildbearbeitung kann ich Gegenstände in einen ganz anderen Blickwinkel rücken“, so Kretzschmar. In diesem Sinne trägt Kretzschmars Ausstellung den Titel „Schärfen: Farben und Konturen“. „Manchmal tun die Farben schon fast weh“, beschreibt Kretzschmar selbst seine Bilder. Siegrid Goetting-Schlitt aus Laar gefällt das: „Ich finde die Bilder verblüffend. Manchmal muss man ganz genau hinschauen.“